Christen und Juden übermitteln Wünsche zum Ramadan

"Welt braucht Haltung der Geschwisterlichkeit"

Zu Beginn des Fastenmonats Ramadan haben Christen und Juden in Deutschland Muslimen ihre Grüße übermittelt. Muslimische Gläubige verzichten sie in den kommenden Wochen unter anderem vollständig auf Essen und Trinken.

Tee beim Fastenbrechen / © Harald Oppitz (KNA)
Tee beim Fastenbrechen / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, wünschten am Mittwoch in Bonn Freude, Wohlergehen und Zuwendung. Der Zentralrat der Juden in Deutschland schrieb auf Twitter, er wünsche "allen Musliminnen und Muslimen einen gesegneten #Ramadan-Monat".

An diesem Donnerstag beginnt der Fastenmonat. Der Anfang hängt von astronomischen Berechnung beziehungsweise der Sichtung der Neumondsichel ab. Die großen islamischen Verbände in Deutschland haben sich auf einen gemeinsamen Zeitpunkt verständigt. Der Ramadan endet mit dem dreitägigen Fest des Fastenbrechens, arabisch Eid al-Fitr, das in diesem Jahr am 21. April beginnt.

"Kinder Abrahams fasten und beten zur gleichen Zeit"

Bätzing blickte auch auf Christentum und Judentum: "Dieses Jahr gibt es wieder eine zeitliche Überschneidung zwischen den verschiedenen Traditionen des Fastens, die Juden, Christen und Muslime pflegen.

Bischof Georg Bätzing / © Dominik Wolf (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Dominik Wolf ( KNA )

Die jüdischen Gläubigen bereiten sich auf Pessach vor, im Christentum kennt man die vierzigtägige Fastenzeit vor Ostern, im Islam wird der Ramadan begangen. Es ist schön, dass wir als Kinder Abrahams zur gleichen Zeit auf je eigene Weise fasten, beten und umkehren zu Gott."

Wenn sich die Menschen im Gebet an Gott wenden, gewinnen sie nach Worten des Limburger Bischofs eine "neue Sensibilität" für die Not von Mitmenschen. Es öffne die Augen für die Möglichkeiten, "den Schmerz der anderen zu lindern". Bätzing erklärte, dass Gebete und Solidarität auch den Menschen in den Erdbebenregionen in der Türkei und in Syrien gälten sowie einem "gerechten Frieden" in der Ukraine.

"Leid unserer Mitmenschen liegt uns am Herzen"

Bätzing würdigte auch eine Hilfsbereitschaft, die Kirchen- und Moscheegemeinden in Deutschland auszeichne: "In Spenden, humanitärer Hilfe, Solidaritätsbekundungen, Gebeten und Trauerfeiern kommt zum Ausdruck, dass uns das Leid unserer Mitmenschen am Herzen liegt." Die Welt brauche mehr denn je eine "Haltung der Geschwisterlichkeit".

Annette Kurschus / © Paolo Galosi (epd)
Annette Kurschus / © Paolo Galosi ( epd )

Auch Kurschus erinnerte an das Erdbeben. "Der Schmerz und die Trauer sitzen tief und prägen die besondere Zeit des Fastenmonats in diesem Jahr." Der Fastenmonat erinnere auch immer daran, dass vielen Menschen das Lebensnotwendige fehle und gerade in diesem Jahr "schreit die Not zum Himmel", so die EKD-Ratsvorsitzende in einer Grußbotschaft. "Mögen die Begegnungen zur gegenseitigen Stärkung und Solidarität beitragen."

Grußworte aus NRW

Auch die fünf katholischen Bistümer und die drei evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen wenden sich zum Fastenmonat Ramadan mit einem gemeinsamen Grußwort an die Musliminnen und Muslime. Angesichts von Zukunftsängsten müssten Christen und Muslime glaubwürdige Zeuginnen und Zeugen für die Hoffnung sein, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben. "Hoffnung gehört zum Kern der Botschaft, die Christentum und Islam verkünden." Vertrauen auf Gott, Gebet und Gemeinschaft seien Alternativen zu Angst, Verschlossenheit und Hoffnungslosigkeit.

Das Ramadangrußwort der Kirchen in NRW wird seit 2009 jährlich in gedruckter Fassung und per E-Mail an muslimische Gemeinschaften und Gläubige versendet. Das Schreiben ist katholischerseits unterzeichnet von den Bischöfen Rainer Maria Woelki (Köln), Felix Genn (Münster), Helmut Dieser (Aachen) und Franz-Josef Overbeck (Essen) sowie dem Übergangsverwalter des Erzbistums Paderborn, Michael Bredeck. Für die evangelischen Landeskirchen haben Präses Thorsten Latzel (Rheinland), Präses Annette Kurschus (Westfalen) und Landessuperintendent Dietmar Arends (Lippe) unterschrieben.

Islamischer Fastenmonat Ramadan

Für Muslime ist das Fasten, das jeweils im neunten Monat des islamischen Mondjahres stattfindet, eine der fünf Säulen ihrer Religion neben dem Pilgern nach Mekka, den täglichen Gebetszeiten, dem Glaubensbekenntnis zu Allah als einzigem Gott und dem Almosengeben. Auf das Ende des Ramadan folgt das dreitägige Fest des Fastenbrechens, arabisch 'Id al Fitr.

Viele gläubige Muslime verzichten im Fastenmonat Ramadan für vier Wochen tagsüber auf Genussmittel, Essen und Trinken / © Drazen Zigic (shutterstock)
Viele gläubige Muslime verzichten im Fastenmonat Ramadan für vier Wochen tagsüber auf Genussmittel, Essen und Trinken / © Drazen Zigic ( shutterstock )
Quelle:
KNA