Angesichts des zweiten Osterfestes in Pandemie-Zeiten ist von Christen weltweit erneut Improvisationstalent gefordert. Der Vatikan schaltet an den diesjährigen Kar- und Ostertagen in den Corona-Modus. Bei den Zeremonien sind nur wenige Gläubige zugelassen.
Papst Franziskus feiert das höchste christliche Fest in einem weithin leeren Petersdom. "Die Welt liegt im Dunkeln", betonte er am Mittwoch und verwies auf Hungersnöte, Drogenhandel, Korruption, Abtreibung und die anhaltenden Verwerfungen durch die Corona-Pandemie.
Deutschland: Dieses Jahr in Präsenz
Die Kirchen in Deutschland werden an den Ostertagen weitgehend Präsenzgottesdienste mit Hygiene-Auflagen feiern. Während im vergangenen Jahr die Gottesdienste ohne Anwesenheit von Gläubigen stattfanden, sind 2021 Besucher mit Maske unter Abstandsregeln sowie oft mit Anmeldung erlaubt. Gemeindegesang darf es nicht geben. Die Bitte der Bundesregierung an Kirchen und Religionsgemeinschaften, auf rein virtuelle Versammlungen zurückzugreifen, wurde zurückgenommen.
Erhöhte Inzidenzwerte können in einzelnen Gemeinden weitere Beschränkungen nach sich ziehen. So wurde etwa in Regensburg die Osternacht im Dom wegen eines Wertes über 100 und der daraus folgenden nächtlichen Ausgangssperre auf 19.00 Uhr vorgezogen.
Dagegen sind in Brandenburg auch während der Ausgangssperre Gottesdienstbesuche erlaubt: "Religiöse Veranstaltungen wie Gottesdienste gehören zu den triftigen Gründen, um sich trotz nächtlicher Ausgangsbeschränkung im öffentlichen Raum aufhalten zu dürfen", erklärte das Innenministerium.
Inzidenz unter 200
In den meisten Regionen finden Gottesdienste nur statt, sofern die Corona-Inzidenz unter 200 liegt. Deswegen untersagte nach einem massiven Corona-Ausbruch unter Mitgliedern einer freikirchlichen Gemeinde und einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 700 die Stadt Lage im nordrhein-westfälischen Kreis Lippe alle Präsenzgottesdienste bis nach Ostern. Auch katholische Pfarreien im bayerischen Kulmbach sagten kurzfristig wegen einer sehr hohen Inzidenz Gottesdienste ab.
"Auch dieses Jahr wird Ostern nicht ausfallen", betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, im Vorfeld des ältesten und wichtigsten Festes der Christen. "In einer Zeit, in der wir nicht wie gewohnt Gottesdienste besuchen können, sind die Livestreams eine Möglichkeit, dennoch gemeinsam das Osterfest zu feiern und aus der frohen Botschaft Hoffnung zu schöpfen."
Zusätzliche Online-Angebote
Die meisten Gemeinden haben zusätzliche digitale oder hybride Formate, Feiern im Freien und ähnliches organisiert. Im Internet (http://www.dbk.de/themen/ostern-2021) hat die Bischofskonferenz Informationen über die Feiertage sowie verschiedene Anregungen aus den (Erz-)Bistümern wie Familiengottesdienste zu Hause, Gebetsimpulse im Alltag oder Bastelangebote für Kinder gesammelt.
Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verwies in der Debatte um Absagen von Präsenzgottesdiensten darauf, dass die Kirchen bei der Durchführung der Feiern in den vergangenen Monaten gezeigt hätten, dass sie um ihre Verantwortung wüssten. Die orthodoxen Kirchen betonten, sie stünden "solidarisch an der Seite der anderen Kirchen". Das orthodoxe Osterfest ist in diesem Jahr erst am 2. Mai.
Juden und Muslime auch von der Pandemie betroffen
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hatte auf einen "engen und vertrauensvollen Austausch" mit dem Bundesinnenministerium und das Grundrecht auf Religionsfreiheit hingewiesen.
An dem Wochenende, an dem Christen das Osterfest feiern, begehen Juden die letzten Tage ihres achttägigen Pessach-Festes. Moscheeverbände erklärten, dass sie angesichts ihres Hygienekonzepts keinen Grund zu Einschränkungen beim Freitagsgebet sähen.
Weltweit müssen Christen Ostertraditionen einschränken. In Spanien werden die Karwoche und Ostern gefeiert wie an wenigen Orten auf der Welt. Vor allem im südlichen Andalusien werden die Osterumzüge mit besonderer Inbrunst gelebt - nur nicht 2021. Selbst die weltberühmten Prozessionen der Semana Santa, der Heiligen Woche, in Sevilla, Malaga, Cordoba und Granada finden auf Weisung der Bistümer nicht statt.
In Israel erlauben pünktlich zur Feiertagssaison um Pessach, Ostern und Ramadan Lockerungen einen Hauch lang ersehnter Normalität. Mit 4,3 Millionen Menschen haben inzwischen fast die Hälfte der Israelis die zweite Impfung erhalten.
Noch warte man die aktuellen Entwicklungen ab, sagen die beiden wichtigsten katholischen Vertreter im Heiligen Land, der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, und sein franziskanischer Mitbruder, Kustos Francesco Patton. Dennoch: "Unsere Hoffnung ist, auf mehr oder weniger 'normale Art' alle Feiern der Heiligen Woche zu feiern", sagte Patton der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).