DOMRADIO.DE: Wie muss man sich denn diese Postfiliale vorstellen? Kommt jeden Tag ein Sack mit Briefen an oder ist es vereinzelt mal ein Brief?
Britta Töllner (Pressesprecherin der Deutschen Post für die Christkindpostfiliale Engelskirchen): Es kommen täglich jede Menge Briefe an. In Engelskirchen haben wir ein wunderschönes altes Baumwolllager. Das ist extra für das Christkind geschmückt und dekoriert. Da trudeln jeden Tag einige tausend Briefe ein, die der Postbote morgens bringt.
DOMRADIO.DE: Die Helferinnen und Helfer des Christkindes beantworten dann die Briefe der Kinder. Beim zwanzigsten Brief kann es aber langweilig werden, oder?
Töllner: Überhaupt nicht. Die Briefe sind wunderschön gestaltet. Beim Öffnen rieselt einem der Glitzer entgegen. Einige Briefe sind mit "Eilpost" oder als "streng geheim" gekennzeichnet und versiegelt. Das ist so nett. Man erhält einen Einblick in die Kinderherzen. Das wird überhaupt nicht langweilig.
DOMRADIO.DE: Profitiert die Post eigentlich finanziell von dem Porto, das dadurch jeden Tag eingeht?
Töllner: Wir nehmen sehr viel in die Hand, um einen wunderschönen Antwortbrief zurückzuschicken. Die Kinder erhalten eigens gestaltetes Briefpapier, einen Antwortbrief mit den Sondermarken, den Weihnachtsmarken. Wir kreieren einen eigenen Sonderstempel und es gibt noch eine Bastelanleitung dazu.
Wir investieren eine Menge, um das Erlebnis “Brief” an die Kinder weiterzugeben. Denn was ist schöner, als wenn die Kinder in die Schule kommen, Schreiben lernen und der erste Brief, den sie schreiben, ans Christkind geht? Und dann erhalten sie Post vom Christkind zurück. Das ist etwas ganz Besonderes.
DOMRADIO:DE. Was ist denn, wenn ein Brief zum Beispiel auf Ukrainisch ankommt? Wo kommen die Briefe generell her?
Töllner: Die Briefe kommen mittlerweile aus über 48 verschiedenen Ländern. Die kommen aus Chile, Brasilien, aber auch aus Thailand und China. Dort ist diese Adresse bekannt und das Christkind antwortet in zwölf verschiedenen Sprachen.
Wir lassen die Antworten übersetzen, zum Beispiel in Ukrainisch, Estnisch, Niederländisch, Polnisch, Französisch und Tschechisch. In diesen Ländern ist das Christkind bekannt. Aus diesen Ländern bekommen wir auch die meisten Briefe.
DOMRADIO.DE: Wünschen sich die Kinder viel angesagtes Spielzeug?
Töllner: Absolut. Einhörner stehen in diesem Jahr ganz hoch im Kurs, auch Barbies kommen wieder. Es werden sich Kuscheltiere, ganz viele Pferde, Nähmaschinen und Schnee gewünscht. Das hat das Christkind schon vor Weihnachten ein bisschen erfüllt. Viele Kinder wünschen sich auch Aufräumroboter, also alles, was die Arbeit im Kinderzimmer erleichtert.
DOMRADIO.DE: In der Corona-Zeit haben sich viele gewünscht, dass die Pandemie zu Ende geht. Welche Wünsche dieser Art stehen in diesem Jahr in den Briefen?
Töllner: Den Kindern geht es nicht mehr um die neuesten Errungenschaften. Diese Geschenke stehen nicht mehr an erster Stelle. Wichtig ist es, Zeit mit der Familie zu verbringen.
Wenn man den Kindern etwas Gutes tun möchte, verbringt man Zeit mit der Familie und Freunden. Nicht nur gemeinsame Aktivitäten, sondern auch Gesundheit ist den Kindern wichtig.
Sie bekommen aus Gesprächen in der Familie ganz viel mit und machen sich Sorgen. Sie wollen keine Hitzewellen mehr haben, keine Flut und auch die Umwelt soll bitte gesund bleiben. Selbst den Frieden in Nahost wünschen sich die Kinder.
DOMRADIO.DE: Schreiben eigentlich auch Erwachsene Briefe? Also, schreiben sie nicht für ihre Kinder, sondern mit ihren eigenen Anliegen?
Töllner: Ja, absolut. Wir haben Teenager, die schrieben, dass sie gar nicht wissen, ob es das Christkind überhaupt gibt. Trotzdem freuen sie sich über einen Brief. Aber es schreiben auch Erwachsene, beispielsweise für andere Senioren. Bei ihnen in der Straße wohnt ein netter, freundlicher Mann, der nie Besuch bekommt. Der freut sich bestimmt über einen Brief, heißt es dann.
Eine Seniorengruppe in einer Pflegeeinrichtung hat geschrieben, dass wir ihnen doch bitte ein paar Wunschzettel schicken sollen, damit sie eine kleine Weihnachtsfeier verschönern können. Es wird also sehr viel an andere gedacht.
Wir hatten zum Beispiel eine Seniorin von 99 Jahren, die dem Christkind vor einigen Jahren ein paar Socken gestrickt hatte, damit es nicht friert. Das fanden wir total rührend.
Das Interview führte Tobias Fricke.