Mit Diskussionen zu gesellschaftlichen und politischen Fragen haben die Christlichen Begegnungstage evangelischer Kirchen am Tag vor der Europawahl einen Schwerpunkt gesetzt. Der Berliner Bischof Christian Stäblein kritisierte die anhaltende Zurückweisung von Flüchtlingen an den europäischen Außengrenzen durch sogenannte "Pushbacks".
Die Flüchtlinge seien dabei "schrecklichen Menschenrechtsverletzungen" ausgesetzt, sagte der Flüchtlingsbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Samstag in Frankfurt an der Oder bei dem internationalen Kirchentag. Dies müsse beendet werden.
"Handfeste Unterstützung für die Ukraine"
Stäblein rief zugleich zur weiteren Unterstützung der Ukraine auf. Die Menschen, die dort unter dem russischen Angriffskrieg litten, hätten ein Recht auf Solidarität, sagte er. Es müsse auch bei der Suche nach Friedenslösungen deutlich gemacht werden, dass die Solidarität bei den Angegriffenen sei.
Solange es keine besseren Lösungen gebe, müssten die Menschen in der Ukraine "ganz handfest" unterstützt werden, um überleben und für ihre Rechte und Freiheit kämpfen zu können.
Der ukrainische Bischof Sandor Zan Fabian, der wegen verschärfter Ausreisebedingungen sein Land nicht verlassen konnte, um an dem Christentreffen teilzunehmen, rief in einem Videogrußwort zur weiteren Unterstützung der Ukraine auf. Nötig seien unter anderem Lebensmittel, Rettungsmaterial und medizinische Ausrüstung für die Zivilbevölkerung wie für Soldaten.
Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der mitteldeutsche evangelische Bischof Friedrich Kramer, rief zu Gesprächen und zum Engagement gegen Hass auf. Wenn sich alle nur für Waffen aussprächen, komme die Stimme der Vernunft zu kurz, sagte er.
Verhandlungen seien nötig, der Waffengang müsse beendet werden. Zugleich stehe nicht infrage, dass sich die Ukraine verteidigen dürfe.
"Menschenliebende Botschaft in die Politik einbringen"
In der Debatte über die Zukunft der christlichen Kirchen rief die Vorsitzende der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Anna-Nicole Heinrich, dazu auf, das christliche Menschenbild stärker in den Mittelpunkt zu stellen. "Wir haben eine so mächtig menschenliebende Botschaft", sagte sie.
Dies auch in politische Debatten einzubringen, sei eine wichtige Aufgabe der Kirchen. Kirchliche und außerkirchliche Jugendarbeit hätten zudem große Möglichkeiten demokratische Werte zu vermitteln und einzuüben.
Der ungarische Bischof Tamas Fabiny warnte vor zu großer Staatsnähe der Kirchen. Die Kirchen müssten an der Seite der Armen und Schwachen stehen, sagte er.
Am Samstagabend wurden unter dem Motto "Speisung der 4.000" mehrere tausend Menschen zu einer Abendessen-Tafel in der Innenstadt erwartet. Am Eröffnungsgottesdienst am Freitag nahmen nach Veranstalterangaben rund 2.000, am anschließenden Abend der Begegnung rund 4.500 Menschen teil.
Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), Schirmherr des Christentreffens, und der Frankfurter Oberbürgermeister René Wilke (Linke) waren bei der Eröffnung dabei. Die Begegnungstage unter dem Motto "Nichts kann uns trennen", zu denen auch rund 20 Bischöfe aus verschiedenen Ländern angekündigt waren, enden am Sonntag.