Christliche Gewerkschaft wirft dem DGB "unglaubliche Arroganz" vor

Mindestlohn spaltet Arbeitnehmervertreter

Seit Monaten hält der Streit über die Einführung eines allgemeinen Mindestlohns an. Einer der vehementesten Befürworter ist der Deutsche Gewerkschaftsbund. Von christlicher Seite kommt dafür nun heftige Kritik. Der Christliche Gewerkschaftsbund wirft dem DGB eine "unglaubliche Arroganz" vor.

 (DR)

Im Gegensatz zum Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) lehnt der Christliche Gewerkschaftsbund (CGB) einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn ab. "Ein gesetzlicher Mindestlohn würde mehr Jobs vernichten als schaffen. Daher ist es seltsam, wenn die Arbeitnehmerpartei SPD und die DGB-Gewerkschaften gemeinsam für einen allgemeinen Mindestlohn kämpfen", sagte der CGB-Vorsitzende Matthäus Strebl der "Süddeutschen Zeitung" am Montag.

Strebl kritisierte die "unglaubliche Arroganz" des DGB und sprach sich gegen eine Einmischung des Staates in die Tarifpolitik aus. "Ich bin der Meinung, der Staat sollte keine Löhne festsetzen", sagte Strebl. "Die Tarifpolitik hat sich seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland bewährt und sozialen Frieden gebracht. Das sollten wir so lassen", fügte er hinzu.

Umstrittene Gewerkschaft
Der Vorsitzende des christlichen Gewerkschaftsbundes, der als Konkurrenz zu den DGB-Gewerkschaften auftritt, begrüßte es, dass die Zulässigkeit des umstrittenen Post-Mindestlohns noch einmal überprüft wird. Zwar habe die christliche Gewerkschaft Postservice und Telekommunikation den entsprechenden Tarifvertrag mit unterzeichnet. Es müsse aber geklärt werden, ob diese Lohnuntergrenze auch für Beschäftigte gelten könne, die durch andere Tarifverträge geschützt seien.

Der Christliche Gewerkschaftsbund (CGB) ist ein Dachverband von 16 Einzelgewerkschaften mit angeblich 292.000 Mitgliedern. Die Zahl ist jedoch umstritten. Ebenso die Politik der Gewerkschaft. Der CGB wurde in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen, ihre Tarifverträge seien Gefälligkeitstarifverträge, die die bisherigen Lohnstrukturen der bestehenden Tarifverträge unterböten.

Sommer: Nicht bewiesene Ideologie
In der vergangenen Woche hatte DGB-Chef Michael Sommer in einem Zeitungsinterview gesagt, ein flächendeckender Mindestlohn würde zu einem Wirtschaftsaufschwung führen. "Wenn jeder mindestens 7,50 Euro die Stunde verdient, kommt es zu einem Kaufkraft- und Konjunkturschub in Milliardenhöhe. Zugleich würde die Finanzgrundlage unsere Sozialsysteme über höhere Beiträge wieder gefestigt."

Warnungen führender Wirtschaftswissenschaftler vor großen Jobverlusten wies Sommer scharf zurück. "Sie verbreiten unter dem Deckmantel der Wissenschaft eine durch nichts bewiesene Ideologie." Der DGB-Vorsitzende zeigte sich trotz des Gerichtsurteils gegen den Post-Mindestlohn kämpferisch. "Wir kämpfen mit aller Kraft dafür, dass der Mindestlohn nicht schon wieder beerdigt wird, bevor er so richtig ins Laufen kommt."