Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche riefen am ersten Jahrestag des internationalen Atomwaffenverbots die Bundesregierung auf, diese Vereinbarung "endlich" auch zu unterzeichnen. Dies forderte auch die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN).
"Die Atommächte müssen endlich ihre Versprechen zur nuklearen Abrüstung erfüllen. Wir appellieren an die Bundesregierung, sich stärker dafür einzusetzen", schrieb der Trierer katholische Bischof Stephan Ackermann auf der Facebook-Seite seines Bistums: "Die derzeitigen Tendenzen zur Modernisierung von Atomwaffen erhöhen die Unsicherheit und sind ausgesprochen bedrohlich."
UN-Abkommen befolgen
"Wir wehren uns gegen ein 'Weiter so' auf dem Weg der atomaren Abschreckung und Aufrüstung durch Modernisierung dieser schrecklichen, unvorstellbar zerstörerischen Massenvernichtungswaffen", sagte der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, am Samstag bei einem ökumenischen Gottesdienst am Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel in der Eifel. Büchel gilt als der einzige Standort in Deutschland, an dem noch US-Atomwaffen gelagert werden.
Die Mehrheit der Völkergemeinschaft habe ein Verbot von Herstellung, Besitz und Anwendung dieser Waffen beschlossen, sagte Brahms mit Blick auf das am 7. Juli 2017 von 122 Nationen in New York beschlossene UN-Abkommen. Er forderte die Bundesregierung auf, "sich dieser Mehrheit anzuschließen" und "darauf einzuwirken, dass diese schrecklichen Waffen von diesem Ort verschwinden". Weiter sagte Brahms laut Manuskript: "Was mit den B-Waffen und C-Waffen gelungen ist, muss auch mit den Atomwaffen durchgesetzt werden. Wer sie besitzt, mit ihnen droht oder gar einsetzt, begeht ein Verbrechen gegen die Menschheit."
Glaubwürdige Bundesregierung?
Bei einem weiteren Aktionstag in Berlin erklärte Martin Hinrichs vom Vorstand der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN): "Ein Jahr nach dem Beschluss des internationalen Atomwaffenverbots ist es höchste Zeit, dass die Bundesregierung Farbe bekennt und sich klar für atomare Abrüstung positioniert. Wenn sie das Abkommen weiter boykottiert, tritt sie den Wählerwillen mit Füßen und schadet ihrer eigenen Glaubwürdigkeit im Engagement für eine atomwaffenfreie Welt."
Symbolisch wurde ein Schreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel unterzeichnet. "Wir müssen die Bundesregierung weiterhin fragen, warum sie nicht an den Verhandlungen teilnahm. Und wir müssen dafür sorgen, dass alle, die Ohren haben, auch hören können: Atomwaffen, nukleare Abschreckung und nukleare Teilhabe sind unser selbstverschuldetes Gefängnis", sagte Jonathan Frerichs aus Genf, der Programmdirektor des Ökumenischen Rates der Kirchen für Friedensförderung und Abrüstung.