Christliche Initiative fordert nach Puma-Plan auch Sozial-Kodex

Weniger CO2 und mehr Lohn

Die ökologische Nachhaltigkeitsinitiative von Puma lenkt den Blick auf die Sozialstandards des Sportartikel-Herstellers: Gegenüber domradio.de wirft die Christliche Initiative Romero dem Unternehmen vor, in seinen Zuliefererbetrieben nicht für existenzsichernde Löhne zu sorgen. Auch katholische Unternehmer warnen.

Autor/in:
Michael Borgers
 (DR)

Wenn man sich für mehr Nachhaltigkeit in der Produktion stark mache, müsse man auch den sozialen Aspekt im Blick behalten, sagte am Dienstag (05.04.2011) im Gespräch mit domradio.de Kirsten Clodius, Referentin der "Kampagne für saubere Kleidung" von Romero.



Unternehmen sollten nach den Vorstellungen von "Puma"-Chef Jochen Zeitz stärker auf nachhaltiges Wirtschaften verpflichtet werden. "Wie beim Sport die Spielregeln, so sollten auch im Wirtschaftsleben die Rahmenbedingungen geändert werden, wenn dies nötig ist", sagte der Vorstandsvorsitzende des Sportartikel-Herstellers dem in Berlin erscheinenden "Tagesspiegel".  Jedes Unternehmen könne beispielsweise seinen CO2-Fußabdruck veröffentlichen.



"Wir wünschen uns, dass die Unternehmen, die einen Schritt in mehr ökologische Nachhaltigkeit investieren, dies auch bei der sozialen Nachhaltigkeit tun", so Romero-Sprecherin Clodius. Puma engagiere sich hier noch nicht hinreichend. Das Unternehmen gewährleiste keine Löhne, mit denen die Näherinnen sich und ihre Familien ernähren könnten. "Die sind in ihrer Armut gefangen - trotz Puma." Puma strenge sich zwar auch hier an, "aber es müsste mehr getan werden", fordert Clodius.



Katholische Unternehmer warnen vor Verengung

Grundsätzlich begrüße man "jede Initiative aus der Wirtschaft" zur Nachhaltigkeit, erklärte ebenfalls am Dienstag der Bund Katholischer Unternehmer gegenüber domradio.de. Beim BKU stehe das Jahr 2011 unter dem Thema.



Es bestehe jedoch die Gefahr, "Nachhaltigkeit" nur auf "Ökologie" zu verengen. Das klinge auch im Interview mit Puma-Chef Jochen Zeitz durch. Richtig verstandene Nachhaltigkeit bestehe aber  aus dem Dreiklang von Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Zudem warnt der Verband davor, Unternehmen mit neuen gesetzlichen Regeln oder einem Kodex zur Nachhaltigkeit zu zwingen.



Weiter stellt der BKU klar: "Die Nutzung von Gottes Schöpfung macht unternehmerische Wertschöpfung erst möglich". Diese Nutzung solle jedoch verantwortlich erfolgen und beispielsweise den Ressourcenbedarf bei der Produktion im Auge halten. Das Thema Soziale Nachhaltigkeit" macht der Verband am Umgang mit den Mitarbeitern fest: "Arbeitszeit ist Lebenszeit! Wie sorge ich dafür, dass meine Mitarbeiter gerne und motiviert arbeiten und Sinn in ihrem Tun erfahren?", heißt es einem Unternehmerspiegel des Verbands.



Wiederholte Kritik

"In Zulieferbetrieben des Sportriesen in China und El Salvador werden Hungerlöhne gezahlt und eine gewerkschaftliche Organisation der ArbeiterInnen im Keim erstickt", kritisierte Romero bereits vor einem Jahr anlässlich der Hauptversammlung von Puma. Damals sagte Kirsten Clodius, Puma müsse "endlich seinen hehren Worten Taten folgen lassen und existenzsichernde Löhne in seinen Zulieferbetrieben ebenso gewährleisten wie die Einhaltung der Gewerkschaftsfreiheit".



Zwar erhielten die NäherInnen den vor Ort geltenden Mindestlohn, doch "Dinge wie Kleidung, Miete, Strom, Wasser, Gesundheit und der Schulbesuch der Kinder" blieben dennoch auf der Strecke.