Der Vormarsch mutmaßlich islamistischer Rebellen in Nordsyrien wird nach Ansicht von Menschenrechtlern das Leben von Angehörigen religiöser und ethnischer Minderheiten in der Region massiv bedrohen. "Mit den aktuellen Angriffen der Türkei und ihrer islamistischen Söldner auf die letzten von Kurden bewohnten Ortschaften im Norden Aleppos ist das Ende der kurdischen Existenz faktisch eingeleitet", sagte der Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, am Montag in Göttingen. Gleiches gelte für christliche Gemeinschaften wie Armenier und Aramäer in der Region.
Vorwurf: Schwere Verfehlungen in Syrienpolitik
Die Organisation wirft der ehemaligen sowie der aktuellen Bundesregierung schwere Verfehlungen in der Syrienpolitik sowie im Umgang mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vor. "Seit Beginn der syrischen Revolte haben diese Regierungen aus geopolitischen Interessen nicht auf demokratische, säkulare Kräfte, sondern auf Empfehlung Erdogans auf sunnitisch-islamistische Gruppen gesetzt", erklärte Sido.
Diese hätten den syrischen Aufstand gegen die Assad-Regierung unterwandert. "Mit den Islamisten wird es noch schlimmer um die Menschenrechte, um die Rechte der Minderheiten bestellt sein. Vor allem für die Frauen wird es eine Katastrophe", warnte der Menschenrechtler und forderte stattdessen mehr Unterstützung für die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF).
Rebellen nahmen Aleppo ein
Die Rebellen in Syrien hatten am Wochenende die Metropole Aleppo eingenommen und sind weiter auf dem Vormarsch in Nordsyrien. Sie bestehen Augenzeugenberichten zufolge hauptsächlich aus Saudis, Tschetschenen, Pakistanern und russischen Muslimen. Bislang seien keine Übergriffe gegen Zivilisten, auch nicht gegen Christen, bekannt.