Mitglieder der christlichen Friedensbewegung haben am Samstag bei einem Aktionstag gegen Atomwaffen am Fliegerhorst Büchel in der Eifel ein neues sicherheitspolitisches Denken und eine "friedenslogische Politik" gefordert. Dazu gehörten der Verzicht auf Atomwaffen und die zivile Lösung von Konflikten und deren Ursachen, hieß es in einem ökumenischen Gottesdienst und einer anschließenden Kundgebung vor dem Haupttor des Luftwaffenstützpunktes.
Dort werden die letzten US-Atomwaffen auf deutschem Boden vermutet. Im Umgang mit dem Ukraine-Krieg wurde ebenfalls ein Ende der "Kriegslogik" gefordert, zu der auch Waffenlieferungen gehörten.
Botschaft an Weltkirchenrat
In einer Botschaft an den Weltkirchenrat forderten die rund hundert Teilnehmer des Aktionstages die Mitgliedskirchen auf, sich bei ihren nationalen Regierungen für einen Beitritt zum UN-Atomwaffenverbotsvertrag einzusetzen.
"Die beim Ukraine-Krieg verbundene Eskalationsgefahr zeigt die Dringlichkeit eines weltweiten Atomwaffenverbots", heißt es in der Erklärung an die Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), die vom 31. August bis 8. September in Karlsruhe zusammenkommt.
ChristInnen und Christen hätten eine ganz besondere Verantwortung für den Weltfrieden, heißt es in der Botschaft weiter. Friedensbekundungen des ÖRK-Treffens müssten sich daher im Geiste Jesu "für eine friedenslogische Politik" stark machen. Das bedeute, Friedenspolitik vom Ziel des Friedens her zu gestalten und Konfliktursachen an den Wurzeln zivil zu bearbeiten.
Der ÖRK solle solche Konzepte weltweit ausfindig machen und seinen Mitgliedskirchen zur Verfügung stellen. "Auch in der verfahrenen aktuellen Kriegssituation in der Ukraine könnte auf diesem Weg eine für alle Beteiligten akzeptable Regelung gefunden werden", hieß es.
Friedensbemühung statt Waffenlieferung
Der "Oekumenische Ratschlag" verschiedener Friedensgruppen kritisierte, die Lieferung von "immer gefährlicheren Waffen" an die Ukraine führe "in die Irre, weil sie eine letztlich unkontrollierbare Eskalation des Krieges und eine Gefahr für den Weltfrieden bis hin zur Gefahr eines Atomkrieges mit sich bringt". Mit jedem weiteren Tag verlängere sich das Leiden der Bevölkerung und der Soldaten.
Statt einer Kriegslogik sei "eine Friedenslogik des Interessenausgleichs und der Versöhnung" nötig. Es müssten unverzüglich ernsthafte Verhandlungen über einen Waffenstillstand, eine Friedenslösung für die Ukraine und eine neue europäische Friedensordnung eingeleitet werden.
Aufrufe gegen Atomwaffen
Im Gottesdienst forderte auch der Friedensethiker und mennonitische Theologe Fernando Enns, die "Abschreckungslogik" zu durchbrechen. Gemeinsam mit den Betroffenen müsse ein Weg aus dem Leid gefunden werden, das der Krieg anrichte. "Das simple Liefern von Waffen an die eine Seite gegen die andere sehe ich damit infrage gestellt", betonte der Leiter der Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen an der Universität Hamburg und Professor für Friedenstheologie und Ethik an der Freien Universität Amsterdam. Er verwies auf die christliche Nächstenliebe, die auch Feindesliebe einschließe.
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, hatte in einem bereits am Donnerstag veröffentlichten Grußwort erklärt: "Der Einsatz von Atomwaffen darf nach Gottes Willen nicht sein, weil er die Schöpfung Gottes und menschliches Leben bleibend zerstört." Es sei das Verdienst der kirchlich Engagierten gegen Atomwaffen, dies immer wieder in Erinnerung zu rufen.
Zu dem 5. Aktionstag gegen Atomwaffen hatte die Projektgruppe "Kirchen gegen Atomwaffen" eingeladen. Ihr gehören Christen aus acht evangelischen Landeskirchen und der katholischen Friedensbewegung Pax Christi an.