Circus- und Schaustellerseelsorger beim Pützchens Markt

Seelsorger für reisende Gemeinde

Mehr als 500 Schausteller sind bei der Kirmes Pützchens Markt beschäftigt. Auf die Dienste der Kirche müssen die ständig reisenden Schausteller nicht verzichten, dank des Schaustellerseelsorgers Pfarrer Ellinghaus. Er reist ihnen nach - bis zu Achterbahn.

Kirmes Pützchens Markt in Bonn  / © H. Kaiser (dpa)
Kirmes Pützchens Markt in Bonn / © H. Kaiser ( dpa )

domradio.de: Sie kümmern um das Seelenheil de Schausteller?

Pfarrer Sascha Ellinghaus: Meine Aufgabe ist es, alle zu betreuen, die aufgrund ihres Berufes dauernd unterwegs sind. Dazu gehören die Schausteller, die Kirmesbeschicker, die Marktkaufleute und Zirkusleute.

domradio.de: Sie reisen mit den Familien mit?

Ellinghaus: Ich habe keinen eigenen Wohnwagen und reise dauernd mit ihnen mit. Aber ich besuche die einzelnen Feste als Nationalseelsorger durch ganz Deutschland, oben von Flensburg bis Berchtesgaden. Letzte Woche war ich auf dem Backfischfest in Worms, jetzt am Dienstagmorgen habe ich die Heilige Messe mit den Schaustellern und Marktleuten auf dem Herbstfest in Rosenheim gefeiert. Das heißt, ich fahre punktuell hin, besuche die Familien, die zu meiner reisenden Gemeinde gehören, taufe dort, firme dort im Auftrag des Bischofs, weihe neue Geschäfte mit Gottessegen ein. Außerdem feiere ich Gottesdienste zusammen mit den Gemeinden, die sonntags dann auf das Volksfest kommen, im Festzelt oder in einer angrenzenden Kirche.

domradio.de: In Bonn findet gerade Pützchens Markt statt. Was steht da auf ihrem Einsatzplan?

Ellinghaus: Das beginnt heute Mittag oben am Adelheidisplatz an der Ecke zur Chaussee, dort werden die Schaustellerfahnen gesegnet und dann geht es in einem Zug mit historischen Schaustellerfahrzeugen in den Platz rüber zur Bayernfesthalle, wo dann am Nachmittag um 15Uhr die Eröffnung von Pützchens Markt stattfindet. Da habe ich dann auch die Gelegenheit, mit einem Grußwort zum Gottesdienst am Sonntag einzuladen.

Auch beim Münchener Oktoberfest hat Gottesdienst Tradition

domradio.de: Setzen Sie sich dann auch mal in die Achterbahn oder sind Sie nur hinter den Kulissen?

Ellinghaus: Mein eigener Arbeitsort ist natürlich für die Menschen, die dort arbeiten, damit sie die Möglichkeit haben, auch Dienste der Kirche in Anspruch zu nehmen. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass es etwas schwieriger ist, wenn man dauernd unterwegs ist, an Gottesdiensten teilzunehmen oder seine Kinder zur Taufe anzumelden. Diesen Dienst übernehmen wir, damit wir den Schaustellern bekannt sind. Aber natürlich gehe ich gerne mal auf der Kirmes was essen oder schaue mir die Spielgeschäfte an. Mit der Achterbahn ist es im fortgeschrittenen Alter schon bei mir etwas schwierig, aber das ist ja bei jedem etwas anders.

domradio.de: Am 19. September geht das Oktoberfest in München los. Sind Sie da auch dabei?

Ellinghaus: Ja natürlich, ich bin natürlich vorher bei der Beschicker-Versammlung, das heißt dort, wo die Schausteller sich treffen, um den Ablauf des Festes zu besprechen. Ich bin bei der Eröffnung beim Fassanstich dabei, und wir haben mit den Schaustellern einen großen Gottesdienst dort im Marstall, am Donnerstag in der ersten Oktoberfestwoche. Der hat schon seit über 50 Jahren Tradition, an dem nehmen sehr viele Menschen teil, genauso wie am kommenden Sonntag bei Pützchens Markt.

Das Interview führe Tobias Fricke.


Quelle:
DR