"Man darf auch nicht von einem Wahlsieg der UMP sprechen", sagte Frankreichexperte Stefan Lunte am Montag im domradio.de-Interview.
Nach Ergebnissen des Innenministeriums in Paris sicherte sich der UMP, die bürgerliche Rechte rund um Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, 64 der 101 Départements und kehrte damit die Verhältnisse praktisch um. Die Sozialisten von Präsident François Hollande waren nur in 30 Départements erfolgreich. Der Front National räumte ein, kein Département für sich entschieden zu haben. Die Rechtsextremen mit Parteichefin Marine Le Pen hatten allerdings bei der ersten Wahlrunde eine Woche zuvor einen Erfolg als zweitstärkste Kraft nach der konservativen UMP gefeiert.
"Klima des Unwohlseins"
Das Wahlergebnis erkläre sich nach Ansicht von Stefan Lunte mit der allgemeinen Situation in Frankreich. Die Wirtschaftssituation sei sehr schlecht und vor Wahlbeginn seien Arbeitslosenzahlen mit verschlechterter Tendenz bekannt geworden. "Es gibt ein grundlegendes Klima des Unwohlseins, der Unzufriedenheit", sagte Lunte, er ist Berater im Generalsekretariat der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE).
In Frankreich dominiere die Neigung zur "Diversen Rechten" (sog. "divers droite"), meint Lunte. Das seien Wähler, die sich irgendwie rechts im bürgerlichen Lager einordneten, aber sich keiner Partei zugehörig fühlten.