Corona-Fälle in freikirchlicher Gemeinde in Euskirchen

Rund 500 Menschen in Quarantäne

Nachdem eine Familie positiv auf das Coronavirus getestet wurde, weiten sich die Verdachtsfälle unter den Gemeindemitgliedern einer Euskirchener Freikirche aus. Das Gesundheitsamt ermittelt weiter Kontaktpersonen.

Gesang ist ein wichtiges Element in der Kirche / © Jantanee Runpranomkorn (shutterstock)
Gesang ist ein wichtiges Element in der Kirche / © Jantanee Runpranomkorn ( shutterstock )

Rund 500 Mitglieder einer Freikirchen-Gemeinde in Euskirchen stehen Medienberichten zufolge wegen Corona-Verdachts unter Quarantäne. Der Landrat Günter Rosenke (parteilos) hatte bereits am Freitag eine zweiwöchige Quarantäne für Mitglieder der mennonitischen Brüdergemeinde angeordnet. Vergangene Woche wurden zwölf Angehörige einer Familie, die zur Mennoniten-Brüdergemeinde gehören, positiv auf das Virus getestet.

Quarantänemaßnahmen

Die Regeln gelten laut der Verfügung seit Samstag für alle Menschen, die an Gottesdiensten und anderen Gemeindeveranstaltungen teilgenommen haben sowie für alle Gemeindemitglieder und deren Haushalte. Die Gemeinde habe dem Kreis eine Liste mit allen Mitgliedern zur Verfügung gestellt, damit das Gesundheitsamt schnellstmöglich die Kontaktpersonen ermitteln könne. Die Betroffenen sollen in dieser Woche auf eine Ansteckung hin getestet werden. Der Gemeinschaft sind nach Angaben des Kreises Gottesdienste mit sofortiger Wirkung verboten. Ebenso sei die zu der Kirche gehörende Menno-Simons-Schule geschlossen worden. Die Kinder aus der Familie hätten in den Vortagen die Schule besucht.

Die Mutter der Familie werde im Krankenhaus behandelt, erklärt der Kreis. Fast alle anderen Mitglieder der kinderreichen Familie seien ebenfalls infiziert. Jedoch zeige nur ein Familienmitglied leichte Symptome, die anderen gar keine. 

Freikirchliche Gemeinden und Corona-Fälle

Seit Ende der deutschlandweit strengen Kontaktbeschränkungen hat es mehrfach Corona-Fälle in freikirchlichen Gemeinden gegeben. Zuletzt meldete der Kreis Gütersloh, dass es eine Verbindung zwischen den Corona-Infektionen in der Schlachterei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück und einem Gottesdienst in Herzebrock-Clarholz gebe. 

Nordrhein-Westfalen hatte als einziges Bundesland Gottesdienste mit Besuchern zu keiner Zeit untersagt. Vielmehr verzichteten die Kirchen und Religionsgemeinschaften von sich aus auf Zusammenkünfte. Seit Anfang Mai werden in NRW wieder öffentliche Gottesdienste gefeiert. Die großen Religionsgemeinschaften legten dem Land vorab Hygienekonzepte vor. Auch kleinere Gemeinden hätten Papiere eingereicht - jedoch nicht alle, erklärte eine Sprecherin der NRW-Staatskanzlei auf Anfrage. 

Intensiver Gesang

Unter "Freikirchen" als Sammelbegriff werden sehr unterschiedliche christliche Gemeinschaften zusammengefasst, die keine landeskirchlichen Strukturen haben. Dazu gehören neben den Kirchen mit teils jahrhundertelanger Tradition wie Baptisten, Mennoniten, Methodisten oder Alt-Lutheraner und Alt-Reformierte auch Pfingstkirchen verschiedener Denomination und andere Gruppen. Die Zahl ihrer Mitglieder in Deutschland wird auf bis zu eine Million geschätzt, genaue Zahlen liegen nicht vor. Die Gottesdienste vor allem in den charismatisch orientierten Gemeinden sind oft durch intensiven Gesang und ekstatische Elemente geprägt.


Quelle:
KNA , epd