und dankbar

Corona macht demütig

Wir haben einen Garten, Felder vor der Haustüre und einmal die Woche wird, wenn wir wollen einschließlich Toilettenpapier, eine Biokiste geliefert.

Musik vom Balkon aus während der Corona-Krise, hier in Spanien / © Alvaro Barrientos (dpa)
Musik vom Balkon aus während der Corona-Krise, hier in Spanien / © Alvaro Barrientos ( dpa )

Mit jedem Tag länger, an dem wir unser Leben in Zeiten von Corona zu Hause verbringen, und mit jeder Info, die ich über die Welt da draußen lese, wird mir klarer, wie geradezu paradiesisch unsere Bedingungen sind.

Uns fehlt es an nichts. Und an niemandem. Die Unis sind geschlossen und auf E-learning umgestellt. Alle, selbst der Große der Austauschstudent in Australien war, sind aus allen Winkeln sicher zurück.

Die Politiker und Politikerinnen unternehmen riesige Anstrengungen, dass Mieter sich nicht fürchten müssen und Solo-, kleine und große Unternehmen Hilfe bekommen.

Natürlich kann ich auch verstehen, dass trotzdem Angst-Gespenster umhergehen, Menschen hamstern oder sonst sich sonst wie irrational verhalten. Niemand weiß ja, was noch kommt.

Während ich Küchenschränke von innen putze, habe ich Zeit nachzudenken, über das, was ich über die Welt draußen lese oder höre. Eine Freundin, die im Kinderschutz arbeitet, erzählt von verzweifelt-überforderten Eltern, die ihre zweijährigen Zwillinge zum Amt bringen. Die Familienministerin fürchtet noch mehr häusliche Gewalt.

Für alle, für die das Leben ohne Corona schon ein permanenter Stresstest ist, kann das Leben mit Corona wie ein Brandbeschleuniger wirken.

Und dann sind da noch jene auf der Welt, die eh schon nichts als dem nackten Dasein ausgesetzt sind. Corona würde alles noch schlimmer machen in den überfüllten Flüchtlingslagern auf Lesbos. Im Krieg in Idlib. In Afrika, wo Heuschrecken wüten und sauberes Wasser mangelt.

Dazwischen die Berichte aus Italien. Mein Herz will brechen, wenn ich lese, dass so viele Menschen im Krankenhaus um Luft ringen und einsam sterben, so dass die Totenglocken nur noch einmal am Tag geläutet werden. Weil sie sonst den ganzen Tag läuten müssten.

All das ist wahr. All das ist gleichzeitig da. Mich macht das demütig. Und dankbar, für alle die guten Bedingungen die wir hier haben.

Damit bin ich nicht alleine.  Viele Menschen schauen gerade anders hin. Finden, dass sie, im Grunde genommen, ein sehr gutes Leben haben. Das ist wunderbar.

Noch wunderbarer wäre, wenn es uns gelingt, aus der Demut und der Dankbarkeit, Kraft und Zuversicht zu gewinnen. Für alles, was noch kommen mag.


Angebote in der Corona-Zeit: Sich gegenseitig unterstützen / © Andrei Korzhyts (shutterstock)
Angebote in der Corona-Zeit: Sich gegenseitig unterstützen / © Andrei Korzhyts ( shutterstock )