Ted Cruz und Marco Rubio haben viele Gemeinsamkeiten. Sie kamen nicht nur im Abstand weniger Monate zur Welt, sondern stammen auch beide aus Familien mit kubanischen Wurzeln. Sowohl der Senator aus Texas als auch der aus Florida verdanken ihren Aufstieg der Tea-Party-Bewegung. Sie sprechen die christliche Rechte an, sind ehrgeizig - und wollen beide ins Weiße Haus.
Evangelikaler Cruz - Katholischer Rubio
In Iowa positionierte sich der Evangelikale Cruz mit seinem überraschend deutlichen Sieg über den Rivalen Donald Trump als erzkonservative Alternative zu dem Rechtspopulisten, dem die Wähler seine jüngst entdeckte Religiosität nicht abkauften. Der Katholik Rubio katapultierte sich unterdessen mit einem überraschend starken dritten Platz in die Rolle des Kompromiss-Kandidaten.
Während sich der Fundamentalist Cruz bei seinen Kollegen im Kongress vor allem Feinde gemacht hat, ist der stets lächelnde Rubio ein jugendlicher Sympathieträger. Wobei er mit seinen interventionistischen Positionen in der Außen- und Sicherheitspolitik Cruz klar rechts überholt.
Dank an Gott und die Familie
In der Wahlnacht dankten beide Kandidaten erst Gott und dann ihren Familien für das Ergebnis. Im Stil eines Erweckungspredigers zelebrierte Cruz den Triumph der reinen Lehre über das in seinen Augen ideologisch diskreditierte Partei-Establishment in Washington.
Stets tritt er leidenschaftlich für seine erzkonservativen Positionen ein. Seine Triebkraft ist ein Sendungsbewusstsein, das schon sein Vater besaß. Rafael Cruz Senior verließ die katholische Kirche 1975 und trat einer evangelikalen Gemeinde bei. Bis heute ist er als Wanderprediger tätig.
Cruz im Windschatten von George W. Bush
Seinen politischen Aufstieg begann Ted Cruz im Jahr 2000 im Windschatten von George W. Bushs erfolgreicher Präsidentschaftskampagne. 2012 entthronte der talentierte Redner bei den Vorwahlen um die Nachfolge der zurückgetretenen Senatorin aus Texas, Kay Bailey Hutchison, den als gesetzt geltenden Kandidaten der Konservativen. Schon damals waren es die Tea Party und ihr evangelikaler Kern, die für seinen Erfolg sorgten.
Im Senat machte sich Cruz binnen kürzester Zeit nach seiner Wahl unbeliebt. Ohne Rücksicht auf die Fraktion unternahm er einen Alleingang nach dem anderen, um vor aller Welt zu dokumentieren, wie entschlossen er der Agenda des aus seiner Sicht "linken Präsidenten" entgegentritt. Mit Themen wie dem Kampf gegen die Gesundheitsreform oder der Verteidigung des Rechts, Waffen zu tragen, mit kompromisslosen Positionen bei Abtreibung und "Home-Ehe", redete sich Cruz in die Herzen der Konservativen.
Rubio mit spiritueller Reise
Rubio indessen hat von beiden die rührendere Geschichte zu erzählen: Von seinem Aufstieg aus einfachen Verhältnissen einer Einwandererfamilie, in der sich der Vater als Barkeeper und die Mutter als Dienstmädchen durchschlug. Seine spirituelle Reise vom Katholizismus zum Mormonentum, einem Abstecher in die Welt der Evangelikalen und zurück in den Schoß der katholischen Kirche, entspricht auch seiner politischen Wendigkeit.
Dabei ist er nicht minder machtorientiert als Cruz. So ignorierte er etwa die Erwartung seines Ziehvaters, Jeb Bush, ihm bei den aktuellen Vorwahlen den Vortritt zu lassen. In Iowa kam Bush auf nicht einmal drei Prozent. Cruz versucht unterdessen, Rubio als Umfaller darzustellen, der sich einst für eine Amnestie für illegale Einwanderer aussprach und nun wie er für eine harte Linie plädiert.
Rekordbeteiligung der Evangelikalen in Iowa
In Iowa erhielt Cruz dank einer Rekordbeteiligung der Evangelikalen den Vorzug vor Rubio. Diese machten offiziellen Angaben zufolge rund 62 Prozent der republikanischen Wählerschaft aus. Ob am Ende einer der beiden Rivalen von der Partei aufs Schild gehoben wird, hängt nun davon ab, ob Trump bei den anstehenden Wahlen in New Hampshire ein Comeback gelingt.