Currywurst feiert ihren 75. Geburtstag

Sie ist und bleibt Kultgericht

"Gehste inne Stadt / Wat macht dich da satt? 'Ne Currywurst." In diesen Tagen wird die Currywurst 75. Wobei, so ganz sicher ist das nicht. Aber das ist auch Wurst, denn Hauptsache es schmeckt. Eine kulinarische Zeitreise.

Autor/in:
Joachim Heinz
Symbolbild Currywurst und Pommes / © etorres (shutterstock)
Symbolbild Currywurst und Pommes / © etorres ( shutterstock )

Es gibt Themen, an denen kann man sich eigentlich nur den Mund verbrennen. Zum Beispiel: die Currywurst. Was nicht zwingend daran liegt, dass manche sie etwas schärfer mögen. Pikanter scheint die Frage zu sein, wer diese würzige Mischung aus deutschen - Wurst - und exotischen Elementen - Curry - eigentlich erfunden hat.

In Charlottenburg herumgewurstelt

Eine heiße Spur führt nach Berlin-Charlottenburg. Dort soll Herta Heuwer am 4. September 1949 laut Deutschem Patent- und Markenamt in ihrem Imbiss "mit verschiedenen Zutaten wie Tomatenmark, Currypulver und Worcestershiresauce" herumexperimentiert haben. Das wäre jetzt 75 Jahre her.

Kunden sitzen an Tischen am 23. Juli 2024 bei Konnopke's Imbiss in Berlin. / © Stefan Meetschen (KNA)
Kunden sitzen an Tischen am 23. Juli 2024 bei Konnopke's Imbiss in Berlin. / © Stefan Meetschen ( KNA )

Es muss offen bleiben, ob Heuwer aus Langeweile aktiv wurde, oder weil ihr der Senf ausgegangen war, oder weil sich die deutschen Zungen im Wirtschaftswunderland nach neuen Geschmackserlebnissen verzehrten. 

Auch das Toast Hawaii stammte schließlich nicht von der pazifischen Inselgruppe, sondern wurde vom ersten deutschen Fernsehkoch Clemens Wilmenrod in den 1950ern präsentiert.

Heuwer, eine resolute Dame, die 1999 im Alter von 86 Jahren starb, beharrte jedenfalls zeitlebens darauf: "Ick hab dat Patent, basta!" Behördlich verbürgt ist, dass sie sich 1959 die Bezeichnung "Chillup" als sogenannte Wort-/Bildmarke für eine "Spezial-Sosse" eintragen ließ. Aber neben Heuwer suchten offenbar auch andere nach mehr Würze für die Würste.

"Wat schönret gibt et nich'"

Der Schriftsteller Uwe Timm setzte der Spezialität mit der Novelle "Die Entdeckung der Currywurst" ein literarisches Denkmal. Und verortete in diesem Zusammenhang den Ursprung des Gerichts auf das Jahr 1947 in Hamburg. Spätestens hier kann das Ruhrgebiet, eine weitere Currywurst-Hochburg, kontern. 

Eine Portion Currywurst mit Pommes-Frites und Mayonnaise, umgangssprachlich oft auch "Currywurst-Schranke" oder "Mantaplatte" genannt, steht am 23. Juli 2024 auf einem Tisch an einem Imbiss in Berlin. / © Stefan Meetschen (KNA)
Eine Portion Currywurst mit Pommes-Frites und Mayonnaise, umgangssprachlich oft auch "Currywurst-Schranke" oder "Mantaplatte" genannt, steht am 23. Juli 2024 auf einem Tisch an einem Imbiss in Berlin. / © Stefan Meetschen ( KNA )

Mit der von Dieter Krebs und anderen getexteten und von Herbert Grönemeyer gesungenen Ballade samt der allzeit amtlichen Zeile: "Kommste vonne Schicht / Wat schönret gibt et nich' / Als wie Currywurst."

Ehrensache, dass die vorgeblich "schärfste Currywurst der Welt" aus dem Pott kommt. Am 7. September laden die Betreiber von "Die Currywurst" in Wanne-Eickel zur Scoville-Challenge ein, benannt nach dem US-amerikanischen Pharmakologen Wilbur L. Scoville. Der entwickelte 1912 eine Skala zur Abschätzung der Schärfe von Früchten der Paprikapflanze.

Der "Endgegner" wartet schon

Die Teilnehmer der Challenge begeben sich in die Welt des Schmerzes.

Nach sechs Runden warten auf Unentwegte noch drei Stücke Bratwurst "Die Echte von Dönninghaus" mit einer Sauce namens "Der Endgegner", deren Schärfegrad auf 9.000.000 Scoville taxiert wird. Als Preise winken für die beiden Erstplatzierten 100 beziehungsweise 50 Euro, der dritte Sieger darf ein "scharfes Überraschungspaket" mit nach Hause nehmen. Na, Mahlzeit!

Kunden stehen am 23. Juli 2024 bei Konnopke's Imbiss in Berlin Schlange. / © Stefan Meetschen (KNA)
Kunden stehen am 23. Juli 2024 bei Konnopke's Imbiss in Berlin Schlange. / © Stefan Meetschen ( KNA )

Bekanntermaßen können die Deutschen außer Wurst auch Auto. Volkswagen brachte beides in den 1970er-Jahren zusammen - offenbar mit Erfolg.

Als der Konzern vor einigen Jahren bekanntgab, die Currywurst vom Speiseplan der Kantine im Wolfsburger Markenhochhaus zu nehmen, meldete sich gar ein Altkanzler zu Wort. 

"Currywurst mit Pommes ist einer der Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion. Das soll so bleiben", wetterte Gerhard Schröder. Längst hat die "VW Currywurst" ein Comeback erlebt. Für das vergangene Jahr konnte gar ein Absatzrekord von 8,33 Millionen Stück vermeldet werden.

Eine Wurst vereint die Werktätigen

Wurst, Sauce und Pommes - das schmeckte auch den Bürgern im Arbeiter- und Bauernstaat. 1960 kredenzte "Konnopke's Imbiß" in Ost-Berlin die erste Currywurst in der DDR. Der Imbiss befindet sich heute noch in Familienbesitz, inzwischen in vierter Generation, wie Linda Konnopke stolz vermerkt. Was, bitte, macht denn nun eine gute Currywurst aus?

Preistafel bei Konnopke's Imbiss in Berlin am 23. Juli 2024.
 / © Stefan Meetschen (KNA)
Preistafel bei Konnopke's Imbiss in Berlin am 23. Juli 2024. / © Stefan Meetschen ( KNA )

Der Geschmack, die Zusammensetzung der Rohstoffe, die Verarbeitung "und in unserem Fall das Flair der Großstadt."

Erkennungszeichen bei Konnopke's sei die Currywurst ohne Darm, "eine weiche und zarte Wurst mit Ketchup mit eigener Gewürzzusammensetzung", sagt Linda Konnopke. Natürlich gibt's das Ganze inzwischen auch vegan. 

Das alles gefällt Promis wie Moderator Klaas Heufer-Umlauf oder Influencer Ricardo Simonetti. An der Schönhauser Allee unter der Hochbahn ist jeder Kunde ein König, wie Konnopke betont. "Das ist das Schöne an einer doch so 'einfachen Curry': Egal ob die Oma ausm Kiez oder der Anzugträger - alle treffen sich bei uns."

Quelle:
KNA