DOMRADIO.DE: Wie erleben Sie dieses Regionalforum?
Claudia Lücking-Michel (Vizepräsidentin des Zentralkomitee der deutschen Katholiken / ZdK): Ich finde, das ist ein gutes Format, ein offener Austausch ohne den direkten Zwang, zu Beschlüssen oder Entscheidungen zu kommen. Und mit den coronabedingten nur 50 TeilnehmerInnen, die wir hier haben, kann man gut ins Gespräch kommen. Heute Morgen war natürlich auch Corona das Thema mit den Auswirkungen auf Kirche, auf den Synodalen Weg. Es war ein sehr reflektierender, vorsichtiger und nachdenklicher Umgang mit dem Thema.
DOMRADIO.DE: Im Mittelpunkt heute steht auch die Frage der Rolle der Frauen in der Kirche. Was haben Sie für Erwartungen?
Lücking-Michel: Meine Erwartungen zu dem Thema sind sehr deutlich und an vielen Stellen schon kommuniziert. Ich bin froh über das, was in dem Papier alles aufgelistet und dargestellt wird, was schon ginge, wenn wir es wollten, was in Deutschland unsere Verantwortlichen schon entscheiden könnten, wenn sie wirklich Frauen verstärkt an der Gestaltung von Kirche teilnehmen lassen wollen.
Aber für mich ist an dem Papier nicht nur wichtig, was da steht, sondern am wichtigsten, was da nicht steht. Nun wurden wir vertröstet. Aber wenn am Ende des Papieres und auch des Teils, den wir heute diskutieren, nur ein vorsichtiges "Wir bitten den Papst, die Frage der Zulassung von Frauen zu Ämtern und Dienst in der Kirche nochmal zu überdenken" steht, und keine klare Ansage, was wir als Kirche in Deutschland an der Stelle für wichtig halten, dann wäre ich doch sehr enttäuscht.
Und ich hoffe, dieser Schwung und diese Deutlichkeit bekommt die Diskussion dann auch.
DOMRADIO.DE: Wie erleben Sie die aktuelle Debatte rund um Corona? Beschleunigt Corona eigentlich noch einmal diese ganzen Fragen?
Lücking-Michel: Ja, unbedingt, weil Corona insgesamt viele Selbstverständlichkeiten, viele heilige Kühe noch einmal ganz anders in Frage stellt, Entwicklungen beschleunigt und uns fokussiert auf das, was wirklich wichtig ist im Leben, wirklich wichtig in unserer Verkündigung. Sich dann noch lange aufzuhalten bei der Frage, ob wir es, wenn jemand in einer Eucharistiefeier spricht, Predigt, Statio oder Confessio nennen, da fasse ich mir an den Kopf.
Es wird deutlich: Wir müssen viel schneller, viel klarer zu Entscheidungen kommen. Der Synodale Weg ist wichtiger als je zuvor, damit wir unserem Auftrag gerecht werden, den Menschen Trost zusprechen können und wirklich das Evangelium verkünden.
Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.