"Da muss etwas schieflaufen"

Welttag des fairen Handels

Kaffee ist in den letzten Jahren günstiger geworden, obwohl die Kosten gestiegen sind. Es sind also die Kleinbauern, die für ihre Arbeit immer weniger Geld bekommen. Dagegen engagieren sich Fair Trade-Organisationen mit ethischen Alternativen.

Autor/in:
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.
Fair gehandelter Kaffee / © Wolfram Kastl (dpa)
Fair gehandelter Kaffee / © Wolfram Kastl ( dpa )

DOMRADIO.DE: Was unterscheidet fair gehandelten Kaffee von "normalem" Kaffee?

Claudia Brück (Vorstandsmitglied und Pressesprecherin von Transfair e.V.): Fair gehandelter Kaffee kommt ausschließlich von Kleinbauern, Familien und Organisationen im globalen Süden: Lateinamerika, Afrika, bei uns weniger aus Asien. Diese Kooperativen und Genossenschaften haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam einen Weg aus der Misere zu finden. Sie wollen gute Strukturen aufbauen, dass sie ihren Kaffee unter menschenwürdigen Bedingungen anbauen und von ihrer Hände Arbeit leben können. Damit dieser Kaffee auch einen Markt bekommt, gibt es Organisationen wie Transfair.

DOMRADIO.DE: Unter welchen Bedingungen entsteht denn ein normaler Kaffee aus dem Supermarkt?

Brück: Kaffee kostet heute weniger als vor zwanzig Jahren, obwohl wir alle wissen, dass die Kosten gestiegen sind. Da muss etwas auf der Welt schieflaufen. Es gibt grundsätzlich das Problem, dass Europa die Märkte abschottet, das heißt, verarbeitete Waren nach Europa höher besteuert werden als nicht verarbeitete Waren. Das heißt, wir wollen die Länder, die diese Rohstoffe herstellen erst einmal nur als Lieferanten für die Rohware bekommen - und die Wertschöpfung findet hier in Europa statt. Das ist ein grundsätzliches Problem unserer Weltwirtschaftssysteme.

DOMRADIO.DE: Gibt es auch Einflussfaktoren in den Anbauländern selbst?

Brück: Kaffee wächst in bestimmten Höhenlagen zwischen 700 und 1300 Metern, da bekommt er den guten Geschmack. Das sind oft Gebiete, wo es keine Infrastruktur gibt: Keine Schulen, keinen Strom, keine Straßen. Bauern, die in ihren eigenen Ländern nicht als gleichwertig angesehen werden und von daher auch nicht vom Staat versorgt werden. Gegen diese strukturellen Probleme haben sich seit den 50er und 60er Jahren viele Menschen aufgelehnt und versucht, über eine Alternative dieses Problem anzusprechen. Das heißt politisch arbeiten, aber auch handeln: Zu sagen, ich kann mit meinem Einkauf was verändern. Das Besondere an fair handelnden Genossenschaften ist dieser Dialog, diese Partnerschaft auf Augenhöhe, dieses Gespräch über ein gutes Leben und Erwartungen an das Leben. Das versucht die Fair-Handels-Bewegung weltweit in aller Deutlichkeit immer wieder zur Sprache zu bringen.


Quelle:
DR