DOMRADIO.DE: Die Katholische Jugendagentur beteiligt sich an der Crowdfunding-Aktion, genauso wie der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln. Wie sieht das Projekt genau aus?
Lars Gippert (Katholische Jugendagentur Bonn): Wir greifen mit unserer Spendenaktion letztlich eine Problematik auf, die gar nicht so neu ist, nämlich dass Kinder und Jugendliche ohne Zugang zu digitalen Geräten abgehängt werden. Das ist eine Erfahrung, die unsere Einrichtungsleitungen und unsere pädagogischen Fachkräfte in den Einrichtungen tagtäglich machen. Das ist aber auch etwas, was in der jüngsten Bertelsmann-Studie zu Kinderarmut belegt wurde - indem man nämlich gesagt hat, dass junge Menschen aus prekären Familien oder aus sozial schwächeren Familien, die keinen Zugang zu einem Computer oder einem Endgerät haben, schnell abgehängt werden.
Das Problem ist durch die Corona-Pandemie natürlich nochmal verstärkt worden, als das Thema Homeschooling und digitales Lernen ans Tageslicht trat. Da sind wir alle in den katholischen Jugendagenturen zu dem Schluss gekommen, dass es eben nicht sein kann, dass ein fehlendes Tablet oder fehlendes Material fürs Homeschooling oder für das digitale Lernen über Chancengleichheit oder Bildungschancen von unseren Kindern und Jugendlichen entscheidet.
DOMRADIO.DE: Woran haben Sie gemerkt, dass gerade jetzt in der Pandemie-Zeit, viele Schülerinnen und Schüler abgehängt sind, wenn sie nicht die nötigen Materialien haben?
Gippert: Das waren letztlich ganz konkrete Erfahrungen, die unsere pädagogischen Fachkräfte in den Einrichtungen gemacht haben. Es gibt hanebüchene Geschichten, dass Kinder mit den Handys von Tante und Onkel am digitalen Lernen teilnehmen mussten. Wir könnten da zahllose Beispiele aufzählen, sodass wir alle die Erfahrung gemacht haben und uns dann zusammengetan haben, um zu sagen: Da muss man etwas tun.
DOMRADIO.DE: Ein Computer ist notwendig, um im Unterricht und beim Lernstoff am Ball zu bleiben. Aber bringt es auch soziale Probleme mit sich, wenn Kinder heutzutage nicht mit Handy oder Tablet ausgestattet sind - zum Beispiel im Austausch mit anderen?
Gippert: Auf jeden Fall. Sie können nicht mitsprechen, sind uncool. Deshalb geht es einfach darum, diese jungen Menschen zu unterstützen, mit Material auszustatten. Es darf natürlich nicht dabei bleiben, den jungen Menschen ein Tablet in die Hand zu drücken, sondern dann muss es auch einen Schritt weitergehen. Man muss fragen: Wie qualifizieren wir denn diese ausgestattete Gruppe? Erste Ideen sind Paten vor Ort, die für Rückfragen zur Verfügung stehen und andere medienpädagogische Angebote. Das ist aber erst der zweite Schritt. Jetzt geht es für uns erstmal darum, das Spendenprojekt in Gang zu bringen.
DOMRADIO.DE: Die Schirmherrschaft für die Aktion übernimmt der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. Außerdem ist die Schauspielerin Susanne Pätzold Botschafterin für "Fit for Future". Wie kam es denn zu dieser Zusammenarbeit?
Gippert: Ich glaube, es waren zwei Aspekte, die zu dieser Zusammenarbeit geführt haben. Zum einen kennt Susanne Pätzold die Kolleginnen und Kollegen der Katholischen Jugendagentur in Köln schon aus anderen Aktionen und Projekten und ist absolut überzeugt von der guten Arbeit, die dort geleistet wird. Und zum anderen ist sie schlichtweg einfach auch selbst Mutter von schulpflichtigen Kindern und weiß, was es heißt, auf einmal mit dem Thema Homeschooling konfrontiert zu sein. Sie konnte sich bei unserer Anfrage sehr gut in die Situation von jungen Familien hineinversetzen, wo eben schon das Nötigste fehlt, um überhaupt Homeschooling und digitales Lernen vollziehen zu können. Deswegen hat sie überhaupt nicht gezögert und war sofort bereit mitzumachen.
DOMRADIO.DE: Wo findet man denn Informationen, wenn man das Ganze unterstützen möchte?
Gippert: Die Aktion ist schon sehr prominent platziert auf der Homepage des Diözesanrates. Dort findet man auch die Kontonummer des Spendenkontos. Es gibt auch ein Online-Spenden-Formular. Darüber hinaus wird am kommenden Wochenende in der Kirchenzeitung darüber berichtet, und auch Infos in unsere Pfarrgemeinden hinein haben wir mithilfe des Diözesanrates auf den Weg bringen können. Das heißt, das Thema kommt auch jetzt in den Pfarrgemeinden an.