Kein Alkohol, keine Liebespaare und Besuch nur, wenn er das Programm mitmacht: Die Regeln im Basical klingen streng. In dieser Wohngemeinschaft in der Augsburger Innenstadt leben junge Menschen neun Monate im Rahmen eines christlichen Orientierungsjahres zusammen.
Seit 2014 bietet das Bistum Augsburg das Projekt an, es war das bundesweit erste diözesane seiner Art. Gerade ist der vierte Jahrgang mit acht Teilnehmern gestartet.
Platz in Kirche und Gesellschaft finden
Neuling Vincent Weber (17) hat mit den Prinzipien seines neuen Zuhauses kein Problem. "Die Regeln sollen uns ja nicht unterdrücken, sondern den Rahmen für ein gutes Zusammenleben bieten", sagt der Realschulabsolvent aus Pfaffenhofen an der Roth. "Noch mit 15, 16 hat der Glaube in meinem Leben keine große Rolle gespielt", ergänzt er. In letzter Zeit aber fühle er sich dazu hingezogen. "Vielleicht, weil ich auf der Suche bin: nach dem, was ich in meinem Leben machen will."
Genau da setzt das Basical an. Laut Augsburgs Bischof Konrad Zdarsa soll es "jungen Menschen die Möglichkeit geben, ihren Platz in der Kirche und auch in der Gesellschaft zu finden". Dazu bietet es Zeit zum Durchatmen und vermittelt gleichzeitig grundlegende Glaubensinhalte. Daher der Name: Basical setzt sich aus "Basis" und "Sabbatical" zusammen.
Geboten werden Programme und Praktika zur beruflichen und religiösen Bildung - Bibelkurse genauso wie Bewerbungstrainings. Mitmachen können junge Leute bis 25 Jahre, die die Schule oder eine Ausbildung abgeschlossen haben.
Beispielhaftes Projekt katholischer Jugendarbeit
Dieses Konzept hat die Deutsche Bischofskonferenz derart beeindruckt, dass sie das Basical jüngst als eines von drei beispielhaften Projekten der katholischen Jugendarbeit benannte - zur Vorbereitung auf die Jugendsynode 2018 im Vatikan.
Für Florian Markter ist diese Kür "eine schöne Ehrung". Der 37-Jährige ist Augsburger Diözesanjugendpfarrer - und mit Vincent und den anderen WG-Bewohnern per Du. Er lebt ja selbst im Basical. "Wir sind hier wie eine Familie", sagt er. Eine Familie mit einem besonderen Fokus: "Wo will Gott mich haben? Das ist für uns die zentrale Frage."
Daran erinnern überall in der WG Kreuze und Jesusbilder, ebenso wie die hauseigene Kapelle und die zahlreichen Gebetszeiten: morgens, abends sowie vor und nach dem Essen.
"Wir sind keine Heiligen"
Ein großer Fan des Betens ist Veronika Halemba. "Nach dem Abi wusste ich nicht weiter", berichtet die 20-jährige Münchnerin aus dem zweiten WG-Jahrgang. "Dann habe ich ständig Gott gefragt, ob das Basical das Richtige für mich wäre." Gott meinte ja. Und er lag wohl richtig: Während Halemba erzählt, strahlt sie über das ganze Gesicht, macht große Augen, lächelt. "Es war einfach toll, zu sehen: Wow, es gibt auch andere junge Leute, die begeistert sind vom Glauben."
Trotz dieses gemeinsamen Fundaments lief nicht immer alles rund: "Wir sind ja keine Heiligen. Am Anfang haben wir zum Beispiel ewig darum gestritten, ob Unterhosen bei 60 oder 90 Grad gewaschen werden." Gegeben habe ihr das Basical mehr Gelassenheit im Umgang mit Menschen, resümiert Halemba.
Inzwischen studiert sie Erziehungs- und Bildungswissenschaften. In den Kirchendienst ist sie also nicht gegangen. "Wir sind ja auch nicht die Rekrutierungsmaschinerie des Bistums", wehrt Pfarrer Markter ab. Wobei das Basical einen durchaus näher zum Glauben führen könne: "Eine Ehemalige ist in ein Kloster eingetreten."
Bald ähnliche Wg in Schottland?
Andere Basical-Teilnehmer waren wohl froh, als für sie Schluss war mit der Keine-Pärchen-Regel. "Im letzten Jahrgang haben sich zwei verliebt", berichtet Ulrike Zengerle (37), Co-Leiterin der WG. "Eine Beziehung aufgenommen haben die beiden dann erst nach der WG-Zeit."
Was einem das Basical bringt, ist also individuell unterschiedlich. Dass es etwas bringt - nämlich junge Leute einen Schritt weiter ins Leben -, scheint sich indes herumzusprechen. So setzt ab 2018 auch das Bistum Eichstätt auf ein solches Projekt. "Und kürzlich hat uns der Bischof von Aberdeen besucht", sagt Florian Markter. "Er überlegt nun, eine solche WG in Schottland zu etablieren."