Das Bistum Münster wartet auf seinen neuen Bischof

Die Nervosität steigt

Die Nervosität steigt, die Gerüchteküche im Bistum Münster brodelt. Wird der neue Bischof vor oder erst nach Weihnachten ernannt? Wird es ein Kandidat von außerhalb oder einer aus der Diözese? Viele spekulieren, doch keiner weiß Genaues. Fest steht nur, dass es um die Nachfolge von Bischof Reinhard Lettmann geht, der das westfälische Bistum immerhin 28 Jahre leitete.

Autor/in:
Viola van Melis
 (DR)

Nach einer solch langen Zeitspanne stehen selbst im Bistum Münster, wo die Uhren anders ticken als in Ballungsräumen wie dem Rheinland oder dem Ruhrgebiet, Veränderungen an. Priesterknappheit, Pluralisierung der Gesellschaft und die Zusammenlegungen von Gemeinden stellen den künftigen Bischof vor Herausforderungen. Seit knapp acht Monaten sind die zwei Millionen Katholiken in der überwiegend ländlichen Diözese nun ohne Oberhirten. In einer Region, in der die katholische Kirche seit Jahrhunderten prägend ist, nehmen die Gläubigen die Vakanz des Bischofssitzes deutlich wahr.

Auch das Bistum Trier wartet auf einen Oberhirten, schon länger als Münster. Ob es deshalb zuerst an der Reihe ist, weiß niemand so recht. Mancher rechnet damit, dass beide Bischofsstühle gleichzeitig besetzt werden. Andere meinen, Münster sei als - gemäß der Katholikenzahl - drittgrößte deutsche Diözese bedeutender und werde zuerst wiederbesetzt. Das münsterische Domkapitel jedenfalls hat inzwischen dem Preußenkonkordat entprechend seine Kandidatenliste zum Apostolischen Nuntius Jean-Claude Perisset nach Berlin geschickt. Auch die übrigen Ortsbischöfe auf dem Gebiet des früheren Preußen haben Favoriten benannt.

Perisset dürfte zwischen 20 und 40 Vorschläge zu bearbeiten haben.
Dass der Favorit des Kölner Erzbischofs, Kardinal Joachim Meisner, dabei besonderes Gewicht hat, liegt auf der Hand. Nicht zuletzt, weil das Bistum Münster zur Kirchenprovinz Köln gehört und Meisner in Münster gern einen Mann seines Vertrauens, womöglich einen Kölner Weihbischof, hätte. Der Nuntius holt in einem mehrmonatigen «Informationsprozess» diskret Aufkünfte über die Kandidaten ein, um ihre Eignung zu prüfen. Dann sendet er eine Dreierliste, lateinisch «Terna», zur Bischofskongregation in Rom.

Das Gremium, dem aus Deutschland der Mainzer Kardinal Karl Lehmann und Kardinal Meisner angehören, erstellt wiederum eine Dreierliste, die Papst Benedikt XVI. erhält. Er kann die Namen akzeptieren oder durch andere ersetzen. Eine Besonderheit ist in diesem Fall, dass sich das Kirchenoberhaupt gut auskennt - als Deutscher und als ehemaliger Theologieprofessor, der drei Jahre in Münster gelehrt hat. Wenn Benedikt XVI. einen Kandidaten ausgewählt hat, geht die endgültige Dreierliste über den Nuntius nach Münster.

Hinter verschlossenen Türen wählt dort das Domkapitel einen Geistlichen aus, mit absoluter Mehrheit im ersten und zweiten Wahlgang, mit einfacher Mehrheit im dritten. Erst nach Zustimmung der Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, über die sich die Diözese erstreckt, geht der Name nach Rom. Der Papst ernennt dann den neuen Bischof von Münster.

Als Kandidaten werden immer wieder die Weihbischöfe Franz-Josef Overbeck (44) und Heinrich Timmerevers (56) genannt. Overbeck leitet seit dem Frühjahr das Bistum mit viel Selbstbewusstsein als Diözesanadministrator. Auch Timmerevers, Offizial für den oldenburgischen Teil der Diözese, ist leitungserfahren und durchsetzungsfähig.

Sollte der Papst sich für einen Geistlichen aus einer anderen Diözese entscheiden, kämen die Weihbischöfe Heiner Koch (54) aus Köln und Matthias König (49) aus Paderborn in Frage. Genannt werden in Medien auch der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer (57), und der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten (47). Spekuliert wird zudem, dass der Papst bei seiner Wahl die in Münster ansässige größte deutsche Katholisch-Theologische Fakultät im Blick haben könnte. Dann würde er womöglich auf einen aus Münster stammenden Theologieprofessor setzen.