Das Caritas-Baby-Hospital rüstet sich für den Papstbesuch

"Fünfzehn unglaublich wichtige Minuten"

"Wir sind sehr, sehr stolz!" Hijam Awad Marzuka strahlt: Die Chefärztin des Caritas-Baby-Hospitals wird Papst Benedikt XVI. am Mittwoch durch ihr Kinderkrankenhaus führen, das einzige im Westjordanland. Für Dr. Hijam, wie die sympathische junge Ärztin hier von allen genannt wird, ist das Ereignis "der Höhepunkt meines Lebens". Eine Viertelstunde nur wird der Besuch dauern, "aber diese fünfzehn Minuten sind unglaublich wichtig für uns".

Autor/in:
Gabi Fröhlich
 (DR)

Niemals, erzählt sie, hätten sie damit gerechnet, dass Benedikt XVI. die Einladung in das Baby-Hospital annehmen würde. Umso größer war die Aufregung, als der Bescheid aus dem Vatikan kam.

In Kirchenkreisen heißt es, der Papst habe persönlich auf den Abstecher in das renommierte, von einem Schweizer Priester mit Hilfe der deutschen Caritas gegründete Krankenhaus bestanden. Es ist eine symbolische Visite, die stellvertretend den vielen karitativen kirchlichen Einrichtungen im Heiligen Land gilt. Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch und sein Basler Amtsbruder Kurt Koch werden als «Hausherren» und Protektoren der «Kinderhilfe Bethlehem», dem Träger des Krankenhauses, extra für das große Ereignis anreisen.

Jeder Schritt des Kirchenoberhauptes ist genau geplant: «Hier kommt er hinein, und hier werde ich ihn begrüßen», erklärt Marzuka. Die christliche Palästinenserin hat in Würzburg studiert und spricht fließend Deutsch - das wird Benedikt XVI. freuen. 82 Betten hat das Hospital, für Kinder von 0 bis 14 Jahren. Pro Tag werden außerdem 80 bis 100 Patienten ambulant behandelt. Die Baustelle für die neue Ambulanz, die dem Ansturm besser gerecht werden soll, wird der Papst segnen. Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen soll der Krankenhausbetrieb auch während des hohen Besuchs weitergehen, wenn auch zum Teil in einem Nebengebäude - die kleinen Patienten sollen nicht unter der Visite leiden.

Die zweijährige Nour liegt in ihrem Bettchen und freut sich, dass die Ärztin ein wenig mit ihr scherzt. Vermutlich wird sie dabei sein, wenn der berühmte Gast aus dem Vatikan kommt - es ist ihre Station, die für einen Kurzbesuch ausgewählt wurde. Außerdem werden einige Säuglinge zu ihnen hinunterverlegt, damit auch ein paar ganz Kleine dabei sind. «Wenn er will, kann der Heilige Vater natürlich eines auf den Arm nehmen oder mit den Leuten hier sprechen», sagt die Ärztin. Sie selbst möchte ihm von der Arbeit im Hospital erzählen, aber auch von den Problemen, die die Menschen in Bethlehem haben - aufgrund des israelischen Sperrwalls, der vielen Checkpoints und der hohen Arbeitslosigkeit: «Wir haben hier viele Krankheitsbilder, die einfach auf die wachsende Armut zurückzuführen sind.»

Gleichzeitig erschwert die Abriegelung des Westjordanlandes auch die Arbeit des Kinderkrankenhauses selbst: «Wenn wir ein Kind für eine Operation oder eine kompliziertere Behandlung nach Jerusalem verlegen müssen, bedeutet das stundenlange Telefonate, um die Genehmigung für den Checkpoint zu bekommen und den Transport zu koordinieren.» Auch das will Marzuka dem Kirchenoberhaupt nicht verschweigen.

Die Palästinenserin weiß, dass so manche ihrer Landsleute den Papstbesuch kritisch sehen und ein falsches politisches Signal befürchten. Sie glaubt jedoch, dass das große Ereignis Bethlehem für einen Tag ins Zentrum der Weltöffentlichkeit rückt - und darum auch eine Chance bedeutet. Außerdem hofft sie, dass das Kirchenoberhaupt den Christen Mut machen kann, trotz aller Schwierigkeiten in ihrer Heimat auszuharren. «Ich weiß, dass der Heilige Vater nicht zaubern kann», sagt sie, «aber ich wünsche mir vor allem Frieden.» Genau dafür kann Benedikt XVI. zum Abschluss in der Krankenhauskapelle gemeinsam mit ausgewählten Mitarbeitern und Gästen beten, bevor er ins Aida-Flüchtlingslager weitergefahren wird - nach einer wichtigen Viertelstunde im Caritas Baby-Hospital.