Wellnesswochenenden, -hotels, alles rund um das menschliche Wohlfühlen liegt im Trend, stellt Domkapitular Josef Sauerborn in seiner Predigt fest. In Maßen habe das seine Berechtigung, aber auch die Religion würde immer mehr in das Wohlfühldenken hineingezogen. Gott und die Religion sollen "gut tun", heiße es. Doch das kritisiert Sauerborn. Der christliche Glaube müsse auch unbequem sein. "Christus begegnen heißt, sein Leben ändern - privat und öffentlich", sagt er am Sonntag im Kapitelsamt.
Das sei ungemütlich und entspreche nicht den bequem bürgerlichen Vorstellungen vom Glauben. So gerate etwa das Zölibat in die Kritik. Es passe nicht in das "gezähmte Wohlfühlchristentum". Auch die Worte des Evangeliums stelle immer wieder dieses Wohlfühlchristentum in Frage. Ein Leben, das die Bergpredigt berücksichtig sei fordernd und anstrengend.
Gegen den Druck der Gesellschaft
Bei Entscheidungen sind die Christen immer wieder vor die Wahl gestellt, ob sie dem Evangelium treu bleiben, oder sie dem bürgerlichen Druck nachgeben. Medien etwa zeigten, was man tun soll oder nicht. "Wie geht es denn einer Krankenschwester, die bei der Reduzierung der Embryonen nicht mitmachen will? Ist uns eigentlich bewusst, dass nicht mehr alle Berufe in der Gesellschaft für einen Christen ausführbar sind?", fragt Sauerborn. Die Schere zwischen dem katholischen Glauben und der gesellschaftlichen Wirklichkeit werde immer größer. Auch die Entscheidung des Bundestages am Freitag für die "Ehe für alle" belege dies. Sie gebe die Grundbestimmung der Ehe als Verbindung von Mann und Frau auf und schneide damit die Weitergabe des Lebens ab.
Christen verteidigten die Werte des Evangeliums. "Das Evangelium war und ist nie bequem", sagt er. Und es sei gut, dass der christliche Glaube nicht einfach, sondern unbequem sei. Erst dieser Glaube bringe Salz und Pfeffer in das Leben und hole es aus der mittelmäßigen Spaßgesellschaft heraus. "Das Evangelium liebt die Qualität", sagte er zum Abschluss der Predigt.
domradio.de übertrug am dreizehnten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Josef Sauerborn. Es sang das Vokalensemble Kölner Dom unter der Leitung von Eberhard Metternich.
Der Jünger Jesu ist kein Fanatiker. Er ist glücklich, weil er Jesus gefunden hat; weil Jesus ihn gefunden hat. Und er kann von dem nicht schweigen, wovon sein Herz voll ist, auch dann nicht, wenn er dadurch für andere Menschen, sogar für seine Freunde, ein Fremder wird. Er beansprucht nichts, aber wer zu ihm gut ist, dem wird Gott es danken.
aus: Schott-Messbuch