Normalerweise müssen Feste der Heiligen dem Herrentag, dem Sonntag weichen. Denn der Herr selbst steht bekanntlich über allen Heiligen. Es gibt jedoch vier datumsgebundene Herrenfeste im Jahr, die bei einer Kollision sogar den Sonntag verdrängen. Das Fest der Darstellung des Herrn ist ein solches, weshalb in diesem Jahr der vierte Sonntag im Jahreskreis ausfällt und das Fest bereits am Samstagabend mit der Ersten Vesper beginnt. Und wegen des Sonntags enthält die Messliturgie auch das Glaubensbekenntnis. Das Fest hat also eine sonntägliche Färbung und der Sonntag wiederum nimmt die Farbe Weiß an.
Das Fest Darstellung des Herrn steht an der Schwelle vom Weihnachts- zum Osterfestkreis. 40 Tage sind seit dem Weihnachtsfest vergangen. 40 Tage ab der Geburt ihres Kindes galt eine Frau nach dem jüdischen Gesetz als unrein und musste im Tempel ein Reinigungsopfer darbringen. In der Westkirche wurde das heutige Fest daher lange Zeit Mariä Reinigung genannt.
Begegnung mit dem Gottesvolk des Alten Bundes
In der Ostkirche hingegen stand ein anderer Aspekt aus dem Lukasevangelium im Vordergrund: 40 Tage nach seiner Geburt wird Jesus, wie alle jüdischen Erstgeborenen, von seinen Eltern zum Tempel gebracht und durch ein Opfer dem Herrn "dargestellt". In Jerusalem ist dieses Fest seit Anfang des 5. Jahrhunderts überliefert und wurde "mit gleicher Freude wie Ostern begangen" – so ein Bericht der Pilgerin Aetheria.
Der Messias kommt in seinen Tempel und begegnet dem Gottesvolk des Alten Bundes, vertreten durch Simeon und Hanna. Beide hochbetagt und auf die Ankunft des Messias wartend, erkennen diesen in Jesus. Simeon stimmt dabei sogar einen Lobgesang an: "Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel." (Lk 2,29-32) – In der Stundenliturgie ist das Nunc dimittis zum Höhepunkt der Komplet, des Nachtgebets der Kirche, geworden.
Lichtmess und Reinigung Mariens
Die Lichtsymbolik des Festes führte bald dazu, dass an diesem Tag die Kerzen für den liturgischen Gebrauch gesegnet wurden. Mit Lichterprozessionen sollte das Dunkel des Winters erhellt werden. Dabei wurde auf das Naturphänomen der ab Februar wieder länger werdenden Tage zurückgegriffen. Lichtmess und Reinigung Mariens verschmolzen in der volkstümlichen Bezeichnung zum Begriff Mariä Lichtmess.

Das Fest steht zwischen Weihnachten und Ostern und nimmt sowohl die Thematik der Geburt wie auch des Kreuzesopfers auf. Wie schon im Nunc dimittis des Greisen Simeon vorausgesagt, setzt mit der Ankunft Jesu in seinem Tempel auch die Krise ein. An ihm soll sich das Schicksal Israels und aller Völker entscheiden. Und für Maria steht fest, dass sie den Leidensweg ihres Sohnes bis zum Ende mitgehen wird.
Schnittpunkt zwischen Weihnachten und Ostern
Bis zur Erneuerung der Liturgie endete am 2. Februar die Weihnachtszeit. Auch heute noch stehen in manchen Kirchen die Krippen bis zu diesem Tag und stellen das Festgeheimnis der Darstellung Jesu im Tempel bildlich dar. Nicht selten begann aber schon fast zeitgleich mit dem Sonntag Septuagesima und der Vorfastenzeit der Osterfestkreis.
Nostalgisch-weihnachtlich muss man sich aber die Liturgie zwischen Erscheinung und Lichtmess vor der Erneuerung nicht vorstellen. Ab dem zweiten Sonntag nach Erscheinung war die liturgische Farbe auch damals schon Grün und die Evangelien berichteten vom Wirken Jesu in Galiläa nach Matthäus.
Heute befindet sich das Fest in der Zeit des Jahreskreises, bildet aber weiterhin den Schnittpunkt zwischen Weihnachts- und Osterfestkreis. Das Fest Mariä Lichtmess wird nun in der römischen Kirche nach ostkirchlichem Vorbild als Herrenfest gefeiert und heißt daher Darstellung des Herrn.