Das Gebetsanliegen des Papstes für den April

In Rufbereitschaft

Der Papst betet im April darum, dass junge Menschen bereitwillig ihrer Berufung folgen mögen "und ernsthaft darüber nachdenken, ob Gott sie zu Priestertum oder geweihtem Leben ruft".

Autor/in:
Gerhard Dane
Papst Franziskus betet an der Mariensäule in Rom / © Credit Cristian Gennari/Agenzia Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus betet an der Mariensäule in Rom / © Credit Cristian Gennari/Agenzia Romano Siciliani ( KNA )

Eine Bitte von Jesus höchstpersönlich gibt Franziskus diesen Monat an uns weiter: "Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden." (Mt 9,37-38 und Lk 10,2). Doch warum sollen wir das überhaupt? Er weiß doch, was wir brauchen! Ja, der Mangel war und ist zwar Chefsache - aber wir sollen sie auch zu unserem persönlichen Anliegen machen.

Realität der frühen Kirche

Denn nur so entsteht ein gedeihliches Klima in unseren Familien und Gemeinden. Mit Gott, dem grenzenlosen Arbeitgeber, sollten wir allerdings nicht engstirnig verhandeln. Es geht nicht nur um die Besetzung unserer Planstellen, und es geht nicht nur um die gewohnten Wege der Berufung: Erweitern kann uns ein unvoreingenommener Blick in die Apostelgeschichte, in die Realität der frühen Kirche. Da haben überzeugte Männer und Frauen - meist im Team - die Gemeindeleitung übernommen, wie etwa die Purpurhändlerin Lydia (Apg 16,14f).

Den Blick weitet uns auch die heutige Realität. Da interessiert der Priesterberuf nicht nur Abiturienten. Da werden Menschen Diakone oder Priester, die zunächst ein völlig anderes Fachgebiet haben. Die Mutter eines Kölner Weihbischofs wurde nach dem Tod ihres Mannes Benediktinerin. Am See Gennesaret in Tabgha war der Gastpater zuerst Konditor und der Sakristan Stadtdechant von Mainz. Und wie oft treffen wir in unseren Gemeinden Frührentner und Witwen, die im dritten Lebensabschnitt eine Berufung erkennen, die sie innerlich noch mehr annehmen als den Brotberuf davor. Der "Job" ist längst nicht dasselbe wie der Beruf!

Bodenständige Engel

Der Papst benutzt das Wort "ernsthaft". Junge, aber eben auch älter werdende Menschen sollten allen Ernstes in sich hineinhorchen, was die ureigene Berufung ist. Der große Arbeitgeber ruft nicht per Post. Er sendet - in der Heiligen Schrift wie heute - Engel, zu deutsch: Boten. Meist wohl ohne Flügel. Sie sagen mehr oder weniger klar, wozu Du und ich zu gebrauchen sind. Oder es wird beim Blick auf die heutigen Mitmenschen und ihre Sorgen langsam deutlicher, wo meine Gaben liegen, die mir zum Teilen anvertraut sind.

Die entscheidende Frage: Rechnen wir in der Kirche heute "ernsthaft" mit dem leise Rufenden? Gab es Jesus nur, oder gibt es ihn - auch heute? Ist Ostern nur ein weit zurückliegendes Ereignis, oder ist es "jetzt, und jetzt, und jetzt?" (Peter Handke). Halten wir überhaupt für möglich, dass in unserer ach so modernen Zeit Menschen, ähnlich wie ein Saul vor Damaskus, überwältigt werden von der Wirklichkeit des Lichtes? Oder haben wir gegen solche Überraschungen vorsichtshalber eine Schutzbrille auf der Nase?

Kultur der Reizüberflutung

Wir reden viel von der Würde unserer Person. Das lateinische Wort kommt von "personare". Genau gesagt heißt das "durchtönen". Hier liegt vermutlich unser größtes Problem: Wir haben als Einzelne und als Kirche Schallschutz eingebaut. Die Reizüberflutung in unserer Kultur scheint das nahezulegen.

Diesen Monat sollten wir trotz alledem mit Papst Franziskus um Rufbereitschaft bitten. Was sonst könnte die wichtigste Qualifikation für den Beruf als Christen sein?


Quelle:
KNA