Das Gebetsanliegen des Papstes für den September

Auf Augenhöhe

Im September betet Papst Franziskus für die Jugend Afrikas: "Um freien Zutritt aller Jugendlichen zu Bildung und Arbeit in den jeweiligen Ländern Afrikas".

Autor/in:
Gerhard Dane
Schulkinder in Afrika (dpa)
Schulkinder in Afrika / ( dpa )

Erinnern Sie sich an seine erste Reise? Kurz nach seiner Wahl zum Papst am 13. März 2013 besuchte Papst Franziskus auf der Mittelmeerinsel Lampedusa Flüchtlinge aus Afrika. Die schrecklichen Bilder überfüllter Boote sind uns bis heute in Erinnerung.

In diesem September – drei Jahre nach dem großen Flüchtlingsstrom in unser Land – lenkt Franziskus nun unsere Gedanken und Gebete auf die Fluchtursachen in Afrika. Wenn junge Menschen dort keine Zukunft sehen, wenn sie weiterhin nur Hunger und Krieg vor Augen haben, wird diese verzweifelte Völkerwanderung weitergehen. Wohin?

Schwarz gegen Weiß?

In unserem Alphabet kommt A vor B. Der Papst sieht, dass bei diesem Riesenproblem B vor A kommen muss: Nur Bildung wird Arbeit auf Dauer ermöglichen und so Perspektiven schaffen. Zwischen den Zeilen sagt seine Gebetsbitte: Bessere Bildung für junge Menschen im "schwarzen Erdteil" setzt bessere Bildung bei uns voraus – in unseren Köpfen und in unseren Herzen.

Mal ganz ehrlich: Stufen wir unsere Mitmenschen mit schwarzer Hautfarbe nicht immer noch unterhalb von "uns Weißen" ein? Das Schimpfwort "Nigger" ist noch nicht verschwunden. In meiner Kindheit sangen wir sogar noch unbekümmert von den "zehn kleinen Negerlein", die 2 einer nach dem andern – auf verschiedene Arten umkamen. Es ist zu befürchten, dass – nicht nur in den USA, die ihren Aufstieg auch den schwarzen Sklaven verdanken – Menschen afrikanischer Herkunft immer noch nicht auf Augenhöhe mit den Anderen sind, trotz Martin Luther King und Barak Obama.

Es gibt keine "Festung Europa"

Immerhin: Am 15. Juli konnte man ehrlich rufen: "Vive la France"; denn die Weltmeister jubelten eindeutig auch für ihre schwarzen Spieler, die am Sieg beteiligt waren. Wenigstens sie scheinen in ihrer neuen Heimat angekommen und angenommen zu sein. Sie sind eine echte Bereicherung für ihr Team.

Von der "Festung Europa" zu sprechen, ist nicht nur mit Blick auf den Sport ein folgenschwerer Irrtum. Denn auf unserem geschrumpften Globus funktioniert Abschottung nicht mehr. Narzissmus und Egoismus sind schwerwiegende Entwicklungsstörungen – lebensgefährlich für Nationen wie für Einzelpersonen. Zukunft schaffen wir nur durch konsequente Bildung einer Weltgemeinschaft. Wenn sich diese Einsicht in unseren Köpfen herausbildet, werden wir mit Papst Franziskus sehen, was Afrika und uns wirksam hilft: Umfassende Bildung für junge Menschen!

Sollte die Entwicklungshilfe besser enden?

Allerdings wäre es eine gefährliche Ein-Bildung, nur unsere Bildungspläne nach Afrika zu exportieren. Was steckt in Afrikanern, das auf "Aus-Bildung" wartet? Welche Schätze sind dort zu heben, die der übrigen Welt dann auch nützlich wären? Umgekehrt: Wie können junge Afrikaner lernen, ihre reichen "Super-Häuptlinge" gewaltlos zur Einsicht zu bringen?

Vey Tatah, Journalistin aus Kamerun, schrieb dazu neulich in der "Zeit": "Das ist ein großes Problem: dieses passive Denken. Das steckt in der Gesellschaft. Viele Afrikaner denken, alles Gute müsse von außen kommen. Aber Entwicklung beginnt im Kopf, und Geld kann nicht alle Probleme lösen. Auch nicht Entwicklungshilfe, die oft in die falschen Kanäle fließt – und nicht bei den wirklich Bedürftigen ankommt. Viele der jungen Afrikaner plädieren für ein Ende der Entwicklungshilfe. Die Afrikaner müssen sich ihre Zukunft aus eigener Kraft erkämpfen!"

Warum Religion wichtig ist

Langsam aber sicher spricht sich herum, dass die Entwicklung unserer Welt mit den Religionen ihrer Bewohner mehr zusammenhängt als bisher angenommen. Die Menschenbilder wurzeln in den Gottesbildern. Wer diesen Monat mit Papst Franziskus betet, wird sich deshalb vom Neutestamentler der Ruhr-Universität, Thomas Söding, ermutigt fühlen.

Er erinnerte in "Christ in der Gegenwart": "Wo in der Antike... der Gedanke einer prinzipiellen Gleichheit aller Menschen aufkommt, geschieht das im Wirkungskreis des Monotheismus, des Glaubens an einen einzigen Gott. In der Bibel ist die Gott-Ebenbildlichkeit das A und O."


Archiv: Der Papst im Gebet / © Alessandra Tarantino (dpa)
Archiv: Der Papst im Gebet / © Alessandra Tarantino ( dpa )
Quelle:
KNA