Der 14. Februar gilt ja als Tag für Verliebte in Gedenken an den Heiligen Valentin. So zweifelhaft der Zusammenhang mit der Heiligenfigur und der Liebe ist, umso offensichtlicher sind die erotischen Anspielungen im Hohenlied der Liebe. Und wenig verwunderlich ist, dass Ausschnitte daraus für Hochzeiten sehr sinnlich von Komponisten vertont wurden.
Das Hohelied der Liebe ist eine biblische Sammlung wunderbarer Liebeslyrik, die seit Jahrhunderten Komponisten zu ganz besonderen Werken inspiriert hat. Lied der Lieder so heißt das Buch auch, das erstaunlicherweise Gott an keiner Stelle ausdrücklich nennt, nur von den Töchtern Jerusalems spricht.
Erwähnt wird zudem der biblische König Salomon, der lange als Verfasser des Buches galt. Sicher ist aber nur, dass die Schrift zur so genannten Weisheitsliteratur gehört und die Liebe zwischen Mann und Frau darin hymnisch besungen wird.
Betörende Musik von Hieronymus Praetorius
Ein Beispiel für eine Vertonung ist die doppelchörige Motette "Quam pulchra es" von Hieronymus Praetorius. Der Hamburger Komponist schrieb 1618 die Vertonung: "Wie schön bist, meine Freundin, ich verzehre mich vor Liebe", so heißt es zum Beispiel. Die sinnlichen Zeilen vertonte Praetorius sehr farbig – er gab sich alle Mühe, die Musik ansprechend klingen zu lassen.
Einen anderen Ausschnitt aus dem gleichen Buch vertonte er mit dem Werk "O quam pulchra es" – auch wenn der Titel ähnlich klingt, liegt der inhaltliche Fokus etwas anders. Die Schönheit der Freundin wird wieder besungen, diesmal aber weniger verzehrend, sondern in sprechenden Bildern über die Angebetete. "Wie eine Rose unter den Dornen, so ist meine Freundin", so heißt es etwa. Praetorius fügt ein Halleluja hinzu, das im Buch an der Stelle nicht vorkommt. Im Vergleich zur anderen Motette kommt die Musik fast etwas "kirchlicher", weniger sinnlich daher, dennoch mit viel Esprit.
Wer liebt, ist verletztlich
Im Hohenlied geht es um das Suchen, aber auch das Verlieren der Geliebten, des Geliebten und um die Verletzlichkeit der Liebenden: "Verletzt hast du mein Herz, meine Schwester, meine Braut, verletzt hast du mein Herz" - so heißt es etwa im vierten Kapitel. Ebenfalls im 17. Jahrhundert wie Praetorius vertonte der Italiener Alessandro Grandi diese Zeilen. Allerdings besetzte er seine Vertonung mit nur einer Singstimmen und Streichern sowie Generalbass. Den Schmerz, aber auch die Anziehungskraft zwischen den Liebenden drückt er gekonnt in der Musiksprache des Frühbarock aus.
Das Hohelied kann aber unterschiedlich gelesen werden. Einerseits kann man die Zeilen wörtlich nehmen. Oder man verstand die Worte über die Liebe eher allegorisch, also in Hinblick auf Jesus und die Kirche als seine Braut oder auf Jesus und die gläubige Seele.
Liebe in der Mystik
Vor allem letztere Lesart findet sich bei Dieterich Buxtehude in dem Kantatenzyklus "Membra Jesu Christi". Der zugrundeliegende Text ist eine mittelalterliche Meditation über die Wundmale Jesu Christi, die er bei seinem Kreuzestod erlitten hat. Aus den Meditationen und einigen Bibelzitaten fügte Buxtehude einen siebenteiligen Kantatenzyklus, wobei jede Kantate ein Körperteil meditiert.
In der Versenkung über das Herz Jesu wird der Betende im religiösen Sinne ins Herz durch Jesu Liebespfeil getroffen. Zwischen ihm und dem Betenden entsteht so etwas wie ein Verhältnis zwischen Bräutigam und Braut. Auch hier vertonte Buxtehude die gleichen Worte wie Grandi, deutet sie aber musikalisch ganz anders, die Tonsprache ist wesentlich intimer, inniglicher. Aber auch diese Musik ist auf ihre Art betörend – so wie das gesamte Hohelied.
Im Radioprogramm von DOMRADIO.DE erklingen die genannten Werke ab 20 Uhr am Abend des Karnevalssonntag.