Nader K. möchte seinen Glauben in Deutschland leben

"Das ist ein neuer Weg für mich"

Viele Flüchtlinge, die sich in Deutschland taufen lassen, kommen aus dem Iran. Auch Nader K., der in einer Magdeburger Gemeinde eine neue Heimat gefunden hat. Trotz Todesgefahr wegen des Glaubenswechsels droht ihm die Abschiebung.

Autor/in:
Romy Richter
Kreuz auf einem Holztisch / © Carlos andre Santos (shutterstock)
Kreuz auf einem Holztisch / © Carlos andre Santos ( shutterstock )

Nader K. geht regelmäßig zum Gottesdienst. Der 47-jährige Iraner möchte seinen christlichen Glauben leben, offen und engagiert. Im April 2017 kam er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern nach Deutschland, sie landeten in Magdeburg. Die evangelische Trinitatis-Gemeinde wurde für sie wie für viele andere auch zur Anlaufstelle. Und die Familie ließ sich taufen.

Pfarrer Christfried Kulosa hat in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben mehr als 50 Iraner getauft. Als dann 2019 Gemeindekirchenratswahlen anstanden, dachte er auch daran, Nader K. zu fragen, ob er sich vorstellen könnte, zu kandidieren. Der Pfarrer war und ist überzeugt: "Er ist mit ganzem Herzen dabei. Und er zieht andere mit." Der Theologe lobt sein "umsichtiges und überdurchschnittliches Engagement", das ihm immer wieder aufgefallen sei.

Taufe in Deutschland

Im Iran hatte sich K. mit seiner Familie bereits einer Hauskirche angeschlossen. Doch erst in Deutschland haben sie sich taufen lassen. In Magdeburg würde er sich nun gern noch stärker für seine Gemeinde engagieren. "Das ist ein neuer Weg für mich", sagt er. Das ist sein Wunsch: "In Freiheit unseren Glauben leben."

Eine Rückkehr in sein Heimatland erscheint ihm undenkbar. Aber sein Asylantrag wurde abgelehnt, aktuell lebt er noch mit einer Duldung in Sachsen-Anhalt. Eine Linie, die die Kirchen immer häufiger beobachten: Trotz Taufe werden Asylbewerber zurückgeschickt, auch in Länder, in denen beim Wechsel der Religion, der Konversion, die Todesstrafe droht.

Ernsthaftigkeit des "neuen Glaubens"

Auf Unverständnis stößt das Vorgehen vieler Gerichte bei den Asylverfahren. Die Ernsthaftigkeit des "neuen Glaubens" kommt dabei auf den Prüfstand, da muss das Vaterunser aufgesagt werden oder es werden Details zum Christentum abgefragt. Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, hat zu solchen "Glaubensprüfungen" eine klare Haltung: "Wir als Kirche prüfen, ob jemand getauft wird oder nicht, und wenn er getauft ist, ist er getauft. Dann zu sagen, er habe sich nur taufen lassen, damit er hier bleiben darf, ist eine Frechheit." Gerichten stehe es nicht zu, Glauben zu prüfen.

Geflüchtete, die den Kontakt zur EKM suchen, kommen häufig aus dem Iran, aber auch aus Afghanistan. Pfarrer Kulosa sagt, dass es auch "schwarze Schafe gibt, die auf der Welle mitschwimmen wollen", und sich mit dem Christsein bessere Asylchancen erhoffen. Der überwiegende Teil sei jedoch ernsthaft am christlichen Glauben interessiert, betont er. Alle Menschen, die getauft werden, werden darauf vorbereitet. Es gibt regelmäßige Treffen im Gemeindehaus zur Taufvorbereitung und Bibelkreise.

Engagement in der Gemeinde

Aus Sicht von Landesbischof Kramer sollte eine christliche Gesellschaft Christen generell nicht abschieben. "Taufe muss ein Abschiebehinderungsgrund sein, egal um welches Land es geht", sagt er: "Wir Christen denken nicht in nationalen Grenzen." Die juristische Praxis ärgert ihn: Es sei nicht zu akzeptieren, "dass man unsere christlichen Geschwister in den Tod schickt", sagt er.

K. ist zunächst als Stellvertreter für den Gemeindekirchenrat gewählt worden. Er kann sich aber vorstellen, sich auch stärker einzubringen. Pfarrer Kulosa spricht mit Blick auf die Iraner, die zur Gemeinde hinzugekommen sind, von einer Bereicherung. Die Gemeinde sei auch ein Stück weit aufgeblüht. Was in den letzten Jahren weggebröckelt sei, brächten die "Neuen" zurück. Sie hätten Interesse am Glauben, sagt er. Die Gottesdienste seien voller geworden und es kämen nicht nur die älteren Generationen, sondern auch wieder viele Familien mit Kindern.


Quelle:
epd