In feierlichem Ritual nimmt der Papst dann 22 Kirchenpersönlichkeiten aus aller Welt, unter ihnen den Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki und den Kölner Jesuiten Karl Josef Becker, in den "Senat" der Kirche auf. Er macht sie zu seinen engsten Beratern und ergänzt damit den obersten Leitungskreis der Kirche - der einmal im Konklave seinen Nachfolger wählen wird.
Die neuen Kardinäle geloben am Samstag dem Papst und seinem Nachfolger Treue, Gehorsam und Zusammenarbeit. Benedikt XVI. überreicht jedem Neo-Cardinale das Birett in feuerfarbenem Rot. Im Rahmen eines etwas gestrafften Rituals erhalten sie zudem den Kardinalsring, ihre Ernennungsurkunde - und eine römische Titelkirche, mit der sie formell Pfarrer in Rom werden. Ein Brauch, der die Bindung der Kardinäle an die Stadt des Papstes unterstreicht. Und der daran erinnert, dass die Päpste früher vom Klerus Roms gewählt wurden. In der Praxis beschränkt sich die römische Pfarrer-Tätigkeit des Kardinals auf gelegentliche Gottesdienste. Mitunter gibt es aber auch besondere Patenschaften der Gemeinde mit dem Bistum des "Pfarr-Herrn".
Am Samstagnachmittag öffnet der Vatikan dann seine Prunksäle und Hallen für die "Visite di colore", dem wohl buntesten Teil der Zeremonien. Unter den Fresken der Renaissancemaler oder - wie Woelki - vor der modernen Bronzeskulptur der päpstlichen Audienzhalle nehmen die neuen Kardinäle Glückwünsche entgegen: Von ihren Kardinalsfamilien, von Mitarbeitern und Angehörigen, aber auch von offiziellen Politiker- und Besucherdelegationen aus der Heimat. Rund zwei Stunden dauert dass freudige Händeschütteln, Ringküssen oder Umarmen mit alten Freunden und neuen Bekannten.
Festmesse, Sonderaudienz, Empfänge
Am Sonntag schließt sich eine erste gemeinsame Festmesse des Papstes mit seinen neuen Kardinälen an. Am Montag sind alle dann nochmals zusammen mit ihren Kardinalsfamilien zu einer Sonderaudienz bei Papst in die Nervi-Halle geladen. Abgerundet werden die Aufnahmefeiern schließlich durch Empfänge in den Botschaften der neuen Würdenträger. Hinzu kommen Begegnungen in den Seminarien oder Gästehäusern ihrer Heimat. Denn dort wird man den neuen Kardinal künftig häufiger anlässlich seiner neuen römischen Verpflichtungen erleben.
Aber auch schon vor dem Konsistorium sind Erzbischof Woelki, Pater Becker und die 20 übrigen designierten Würdenträger zu einem Kardinalstreffen eingeladen. Bei einem Sondergipfel am Freitag will der Papst Fragen der Neuevangelisierung erörtern - ein Kernthema seines Pontifikat: Wie kann man heute wieder jene Katholiken erreichen, die sich Glaube und Kirche entfremdet haben. Außerdem geht es um die Planungen zum "Jahr des Glaubens", das am 10. Oktober beginnt, exakt 50 Jahre nach der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65). Ein "Besinnungs- und Gebetstag", mit dem Benedikt XVI. deutlich macht, dass die Kardinäle schließlich die engsten und wichtigsten Berater des Papstes sind.
Das Konsistorium ist der Höhepunkt von vier feierlichen Tagen für Erzbischof Woelki in Rom
Ins Zentrum der Weltkirche
Bei wenigen Anlässen präsentiert sich Rom so sehr als Zentrum der Weltkirche wie bei der Erhebung neuer Kardinäle. Am kommenden Wochenende wird dies erneut der Fall sein. Höhepunkt ist am Samstag das Konsistorium im Petersdom. Ein Überblick über die gesamten vier Tage.
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