DOMRADIO.DE: An diesem Wochenende hat sich der Diözesanpastoralrat getroffen. Wie haben Sie die Debatte verfolgt?
Tobias Schwaderlapp (Diözesanjugendseelsorger): Zunächst mal mit einer großen Anspannung. Ich bin hier gestern durchaus mit Bauchschmerzen angereist, weil ja klar ist, die Anspannung ist im Raum und da prallen Ansichtsweisen aufeinander. Und da muss man sich positionieren, damit man eben insgesamt zu einem ausgewogenen Bild kommt. Und das geht nicht ohne Spannungen ab. Aber ich war dann überrascht, wie aufmerksam man einander zugehört hat und eben auch hat gelten lassen, dass sehr, sehr konträre Meinungen im Raum vertreten sind.
DOMRADIO.DE: Spannung ist das Stichwort. Im Bistum wird heftig diskutiert. Es herrscht auch eine große Ratlosigkeit, wie es weitergehen soll. Viele sprechen von einem Neuanfang. Bloß wie kann dieser Neuanfang aussehen?
Schwaderlapp: Das wird sich zeigen. Das Leben ist kein Ponyhof. Und die Situation, die wir jetzt hier haben, die hatten wir noch nicht. Und alles Neue ist zunächst mal irgendwie auch ein bisschen erschreckend, so dass man jetzt sagt: Oje, das wird nie klappen. Aber so ist es halt eben im Leben ganz oft. Selbst ich mit meinen bald 40 Jahren habe schon verschiedene Situationen hinter mir, wo ich gedacht habe, es wird nie gut gehen. Und dann ist es gut gegangen. Und ein bisschen mit dieser Hoffnung gehe ich jetzt schon auch hieran. Das ist vielleicht auch ein bisschen blauäugig gedacht, aber vielleicht am Ende doch nicht. Ein bisschen Gottvertrauen muss man jetzt schon haben, den Realitäten ins Auge schauen. Hier ist eine kritische Grundstimmung im Raum. Hier ist eine sehr, sehr große Palette an Meinungen und Anschauungen und Agenden im Raum. Aber hoffnungslos bin ich überhaupt nicht.
DOMRADIO.DE: Wenn man sich umhört, hört man doch allenthalben, dass die Skepsis groß ist, wenn der Kardinal als Erzbischof von Köln zurückkommt. Wie kann man denn diese Skepsis überwinden?
Schwaderlapp: Ich habe hier erlebt, dass bei den 70 oder 80 Leuten ein Herz für das Erzbistum Köln schlägt. Und es geht uns hier um die Sache. Es geht uns darum, dieses Erzbistum wieder lauffähig zu kriegen, wieder voranzubringen und wieder so hinzukriegen, dass hier eine Kirche erfahrbar wird, die anziehend ist. Das ist im Moment nicht der Fall. Trotzdem: Diese Sehnsucht ist im Raum und ist bei allen verschiedenen Meinungen trotzdem auch irgendwie spürbar geworden. Und da müssen wir lernen, da müssen wir miteinander lernen. Da muss der Erzbischof lernen, da müssen wir als Diözesanpastoral lernen und wir als Einzelne lernen. Ich will auch lernen, die unterschiedlichen Meinungen gelten zu lassen, stehenzulassen, zuzuhören und zwar so zuzuhören, dass ich versuche, dem anderen das jeweils Beste zu unterstellen. Und dann kann das auch klappen. Wirklich versuchen zu verstehen, was eigentlich das Anliegen ist. Und nicht versuchen, aus jeder Äußerung ein Strick daraus zu drehen. Und das gilt für alle Beteiligten. Aber dann kann's gehen.
Das Interview führte Johannes Schröer.