Das neue "Diözesane Zentrum" in Limburg entsteht - eine Begegnung

Bistum mit Baustelle

Es herrscht in diesen Tagen ein Kommen und Gehen auf dem Limburger Domberg: Direkt gegenüber dem Dom nimmt das neue "Diözesane Zentrum St. Nikolaus" allmählich Gestalt an, Amts- und Wohnsitz des Limburger Bischofs sowie Begegnungsstätte in einem. Und Gegenstand bisweilen hitziger Diskussionen, die sogar bundesweit für Schlagzeilen sorgten.

Autor/in:
Joachim Heinz
Die Baustelle "Diözesanes Zentrum St. Nikolaus"  (KNA)
Die Baustelle "Diözesanes Zentrum St. Nikolaus" / ( KNA )

Da wetterten empörte Bürger gegen einen klotzigen und pompösen Baustil, Kritiker sprachen von einem Hochsicherheitstrakt im Stile von Fort Knox - bis Ende 2010 das Nachrichtenmagazin "Spiegel" auf den Zug aufsprang und das ganze Vorhaben als Beispiel für einen angeblich selbstherrlichen und autoritären Kurs des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst wertete - ohne deutlich zu machen, dass die Entscheidung für das Projekt durch das Limburger Domkapitel bereits Anfang 2007 und damit vor Tebartz-van Elsts Amtsantritt gefallen war.



Den Verantwortlichen ist anzumerken, dass diese Debatten manche Wunde geschlagen haben. Dabei lassen sich mit etwas Abstand viele Vorwürfe entkräften, wie bei einer Begehung mit Architekt Michael Frielinghaus und Diözesanbaumeister Tilmann Staudt deutlich wird. Fast jede große Stadt stehe vor dem Problem, historische Grundstücke einer sinnvollen Nutzung zuzuführen und zu erreichen, dass sich die Bauherren dieser Herausforderung stellen, erläutert Frielinghaus. "Vor diesem Hintergrund ist es geradezu beispielhaft, was das Bistum hier macht." Das mag wie Eigenwerbung klingen - aber als Präsident des Bundes Deutscher Architekten (BDA) dürfte Frielinghaus über genügend Vergleichsmöglichkeiten verfügen.



Turbulent und wenig transparent zu Beginn

Bei dem Gang über das rund 1.000 Quadratmeter große Areal wird außerdem nachvollziehbarer, warum der ursprünglich angesetzte Kostenrahmen von 5,5 Millionen Euro nun wohl doch nicht eingehalten wird. Die "unglaublich komplexen Baumaßnahmen", von denen Diözesanbaumeister Staudt spricht, umfassen nicht nur die aufwendige Sanierung der zeitweilig einsturzgefährdeten "Alten Vikarie" - ein rund 500 Jahre altes Fachwerkhaus -, sowie des früheren Küsterhauses von 1904. Ebenfalls enthalten ist auch ein architektonisch ambitionierter Neubau inklusive Kapelle. Und das alles auf einem felsigen und zerklüfteten Baugrund, der zudem teilweise von einem mittelalterlichen Mauerwerk aus Bruchstein eingefasst wird.



Archäologen und Denkmalschützer waren und sind ebenso in die Arbeiten einbezogen wie Handwerker und Zulieferbetriebe aus der Region, die nach altem Vorbild Lehmklinker aus dem Westerwald verbauen oder das Dach der Vikarie mit Moselschiefer decken. Man könne den mitunter schwierigen Prozess auch positiv sehen, fasst Architekt Frielinghaus zusammen: "Als Ergebnis einer interdisziplinären Zusammenarbeit." Was schließlich die Kritik an Größe oder Ausstattung der für den Bischof bestimmten Räume anbelangt, so verweisen die Verantwortlichen beispielhaft auf 120 Quadratmeter privater Wohnfläche - "ohne Garten, Whirlpool oder Sauna" - und die 60 Quadratmeter große, schlicht eingerichtete Kapelle - "eher ein Andachtsraum".



Warum also die ganze Aufregung? Sie dürfte wohl vor allem mit der Anfangsphase des Großprojekts zusammenhängen, die turbulent und wenig transparent verlief - und zudem in einen Zeitpunkt fiel, da das Bistum einen massiven Sparkurs verkünden musste. "Heute würde ein solcher Entscheidungsprozess ganz anders kommuniziert", räumen die Beteiligten ein. Hinzu kommt, dass der Bischof, der das Vorhaben als "notwendig und richtig" bezeichnet, für Journalisten nicht immer leicht erreichbar ist. Vielleicht ist dieser bisweilen etwas schwierige Umgang mit der Öffentlichkeit die eigentliche Baustelle des Bistums.