Sozialdienst katholischer Frauen setzt Zeichen für Segnung

"Das sollte in Rom gehört werden"

Nach dem Nein des Vatikan zur Segnung homosexueller Paare gab es viel Kritik. Mit einer Regenbogenfahne setzt auch der Sozialdienst katholischer Frauen ein sichtbares Zeichen gegen dieses Votum. Ist Ungehorsam das Mittel zum Zweck?

Homosexuelles Paar / © Jose Luis Carrascosa (shutterstock)
Homosexuelles Paar / © Jose Luis Carrascosa ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: An diesen Montag werden Geistliche in den deutschen Bistümern unter dem Motto #liebegewinnt homosexuelle Paare in Gottesdiensten segnen. Es ist ein ganz deutliches Zeichen des Widerstands. Ist Trotz und Ungehorsam manchmal die einzige Lösung?

Monika Kleine (Geschäftsführerin des Sozialdienstes katholischer Frauen / SkF): Ich weiß gar nicht, ob das nicht eine Engführung ist, das immer als Trotz auszulegen. Diese Schublade ist viel zu eng für mich. Ich habe da einen ganz anderen Zugang, nämlich die Frage: Was gibt uns das Recht, Menschen, die ihre Beziehung - egal welchen Geschlechts - unter einen Segen stellen wollen, dieses Recht zu verweigern. Ich würde es viel stärker auf diese Haltungsfrage hin argumentieren. Jedenfalls tue ich es für mich und wir in unserem Verband. Ich glaube, das sehen auch andere Verbände sehr ähnlich.

Wir dürfen Menschen dieses Recht nicht verweigern, wenn sie für eine gelingende Beziehung auch einen guten Geist haben wollen. Wenn sie sich den wünschen, dann bekommen sie ihn auch.

Insofern ist es auch eine Form von Abgrenzung und Nicht-Akzeptanz dieser Verlautbarungen der Glaubenskongregationen. Aber für mich ist es noch viel mehr. 

DOMRADIO.DE: Sie haben sich mit mehreren katholischen Verbänden zusammengeschlossen. Der Sozialdienst katholischer Männer ist noch dabei, die Caritas Köln und auch InVia, der katholische Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit. Wieso war es Ihnen wichtig, gemeinsam ein solches Zeichen zu setzen?

Kleine: Wir sagen ja, dass wir als in der Caritas tätige Verbände auch ein Teil der Kirche sind. Bei uns arbeiten Menschen gleichgeschlechtlicher Ausrichtung. Und ich finde, wir haben auch die Pflicht, diesen Menschen sehr deutlich zu signalisieren, dass sie hier eine Heimat haben und dass ihre Lebensform in Ordnung ist.

Das leben wir tagtäglich und ich finde, das muss man dann auch zeigen. Ich bin sehr sicher, das dies den anderen Verbänden genauso geht.

DOMRADIO.DE: Wer ein Zeichen setzt, der will natürlich auch, dass dieses Zeichen gesehen oder gehört wird. Glauben Sie, dass die Aktion Wellen schlagen wird, die auch in Rom und beim Papst ankommen?

Kleine: Das wünsche ich mir schon. Ich finde, dass diese Eigenständigkeit uns wesentlicher Glaubensfragen, die aus dieser Haltung heraus resultieren, in Rom gehört werden sollte.

DOMRADIO.DE: Am Sonntag wurden in Köln-Lindenthal schon einige homosexuelle Paare gesegnet. Gibt es schon Rückmeldungen?

Kleine: Ich habe persönlich noch keine gehört, aber vielleicht passiert das noch.

DOMRADIO.DE: Wenn Sie jetzt nach vorne schauen, sind Sie dann positive motiviert?

Kleine: Ich finde es erstmal ganz wunderbar, dass es eine Bewegung gibt, an der man deutlich erkennen kann, dass Menschen eine eigene Haltung zu Themen des Glaubens haben.

Das, was in der Kirche in Unordnung und im Rutschen ist, hält sie nicht davon ab, auch Position zu beziehen, egal ob sie unbequem ist oder nicht. Das ermutigt uns sehr, in dieser Heimat der Kirche zu bleiben, wenn Kirche sich so anfühlt wie in dieser Segnungsgeschichte.

Das Interview führte Dagmar Peters.


 

Monika Kleine, Geschäftsführerin des SkF Köln / © Maria Schulz (Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Köln)
Quelle:
DR
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