DOMRADIO.DE: Brauchen wir mehr einforderbare Rechte in Sachen Klimaschutz für die kommenden Generationen?
Gunter Geiger (Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke, AKSB): Ich bin mir sicher, dass wir das brauchen, weil wir für die kommenden Generationen etwas vorhalten müssen, mit dem sie leben müssen und leben können. Denn sie sind von den Folgen stärker betroffen als wir jetzt. Das betrifft nicht nur uns hier auf der nördlichen Halbkugel, sondern ist auch ein Problem des Südens.
DOMRADIO.DE: Wie müsste denn eine klimafreundliche Gesellschaft aussehen?
Geiger: Eine klimafreundliche Gesellschaft muss insofern umgestaltet werden, dass die wiederkehrenden Forderungen von Jugendlichen ernst genommen werden. "Fridays for Future" ist seit dem März letzten Jahres ein Thema. Aber das ist etwas, das nicht nur freitags behandelt werden sollte, sondern immer seine Bedeutung haben sollte.
Wir sollten ressourcenschonend leben und wir müssen die Zukunft im Blick haben. Als Gesellschaften auf dieser Welt müssen wir uns auf Veränderungen einlassen und gesamtheitlich vernetzt denken lernen.
DOMRADIO.DE: Wie kommt man Ihrer Meinung nach dahin?
Geiger: Wenn ich das so einfach wüsste, würde ich jetzt wahrscheinlich vor dem UN-Sicherheitsrat sprechen und nicht bei Ihnen bei DOMRADIO.DE.
Es hängt natürlich mit den kleinen Dingen zusammen und damit, dass wir uns im Persönlichen einschränken. Auch Corona hat gezeigt, wie schnell wir umsatteln können. Es haben keine Dienstfahrten mehr stattgefunden, wir haben keine Autofahrten, keine Zugfahrten mehr gemacht. Die Konferenz hat digital stattgefunden und die Klimaziele wurden schon erreicht.
Es sind manchmal die kleinen Dinge. Jeder kann beim Einkauf und beim Thema Nahrung extrem viel für den Klimaschutz bewirken.
DOMRADIO.DE: Sehen Sie da eine Chance, dass man das vielleicht auch nach der Pandemie weiter trägt?
Geiger: Der Wille dafür ist da. Ich glaube, das ist erkennbar. Wir leben natürlich in unserer Bildungsarbeit auch von Präsenzen. Das ist vollkommen klar. Man braucht den Kontakt zu jungen Menschen. Bildung braucht Räume. Zum anderen sollte man natürlich das Positive, was die Pandemie mit sich bringt, wie zum Beispiel das Erreichen der Klimaziele hier in Europa, sicherlich fortsetzen.
DOMRADIO.DE: Welche Impulse kommen in Sachen Klimaschutz von den Jugendlichen, mit denen sie zu tun haben?
Geiger: Das ist in unseren etwa 60 Mitgliedseinrichtungen im gesamten Bundesgebiet enorm wichtig. Wir haben ganz viele Programme, die sich mit diesen Dingen beschäftigen: die Fragen "Wie retten wir unser Klima?" und "Wie findet Beteiligung statt?" oder der Slogan "Klimaschutz, statt Kohleschmutz".
Das kommt immer ein bisschen auf die Regionalität der einzelnen Bildungshäuser und Bildungswerke an, in denen wir mit jungen Menschen arbeiten. Aber wir bemühen uns auch, in unseren Einrichtungen entsprechend nachhaltig zu wirtschaften. Das ist ein Thema bei vielen Mitgliedseinrichtungen. Da lernen junge Menschen kennen, was möglich ist.
DOMRADIO.DE: Man hat den Eindruck, dass die Jugend für das Thema Klimaschutz sensibilisiert ist. An welchen Stellen müssen Sie als AKSB informieren und aufklären, um da anzuknüpfen?
Geiger: Wir müssen aufpassen. Wir haben über die positiven Auswirkungen von Corona bezüglich des Klimaschutzes gesprochen. Das ist aber auch die einzige positive Sache, was Corona angeht. Ich will nicht missverstanden werden. Corona ist eine ganz schlimme Pandemie, die uns weltweit sehr stark beschäftigt.
Das Thema Klima darf aber nicht durch andere Themen in den Hintergrund gedrängt werden. Deswegen widmen wir zum Beispiel auch unsere Jahrestagung, die nächste Woche an zwei Tagen stattfindet, dem Thema "die Zukunft unserer Erde".
Das Interview führte Michelle Olion.