Zum 100-jährigen Bestehen der internationalen katholischen Schönstatt-Bewegung vom 16. bis 19. Oktober werden rund 10.000 Pilger aus 50 Nationen gemeinsam Messen feiern und auf die vergangenen 100 Jahre zurückblicken. Sie besuchen den kleinen Ortsteil von Vallendar. Ihr Ziel ist das sogenannte Urheiligtum, eine unscheinbare Kapelle mit einem ebenso unspektakulären Marienbild.
Liebesbündnis vor 100 Jahren
Dort hatte Pallottinerpater Josef Kentenich (1885-1968) vor genau 100 Jahren das sogenannte Liebesbündnis mit Maria geschlossen - der Kern der Schönstatt-Spiritualität. Marienerscheinungen hat es hier ebenso wenig gegeben wie Wunderheilungen. Dennoch übt dieser Ort mit seiner Kapelle vor allem auf Menschen in Lateinamerika, Afrika und Asien eine besondere Anziehungskraft aus.
Das Urheiligtum hat eine wechselvolle Geschichte. Die Fundamente reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Im Dreißigjährigen Krieg wird die Kapelle zerstört und später wieder aufgebaut. Anfang des 20. Jahrhunderts gelangt sie in Besitz des Pallotiner-Ordens, der sich in Vallendar angesiedelt hatte. Schon nach wenigen Jahren wird die Kapelle aber nur als Lager benutzt und sogar ihr Abriss erwogen. Doch es sollte anders kommen, berichtet der Custos der Kapelle, Pater Antonio Bracht: "Dann haben die Pallotiner angefangen mit Pater Kentenich das herzurichten für die Marianische Kongregation, die sie hier gegründet hatten." Als Custos wacht Pater Bracht über alle Vorgänge in der Kapelle und sorgt dafür, dass Pilger gut aufgenommen werden. "Maria führt zu Christus, wir finden Christus durch Maria", so erklärt Bracht das Motto bei der Gründung der Marianischen Kongregation.
Kentenich: Hier soll unser Lieblingsplätzchen sein
Am 18. Oktober 1914 hielt Pater Kentenich vor den Seminaristen in der Kapelle einen Vortrag, der als Gründungsurkunde von Schönstatt gilt: "Wäre es nun nicht möglich, dass unser Kongregationskapellchen zugleich unser Tabor würde, auf dem sich die Herrlichkeit Mariens offenbarte", fragte Pater Kentenich vor 100 Jahren die Seminaristen. In der Gründungsurkunde heißt es weiter: "Alle, die hierher kommen, um zu beten, sollen die Herrlichkeit Mariens erfahren und bekennen: Hier ist wohl sein. Hier wollen wir Hütten bauen, hier soll unser Lieblingsplätzchen sein!"
Die Seminaristen richteten damals die Kapelle für ihre marianische Kongregation her. Sie erhielt neben einer neuen Tür, einen Kamin und eine Statue des Heiligen Erzengels Michael, dem die Kapelle geweiht war. Pater Kentenich schließt mit den Seminaristen, den Sodalen, das erste sogenannte Liebesbündnis. Sie gehen einen Bund mit der Gottesmutter ein, mit dem Ziel Christus durch Maria zu finden.
Im Kleinen Großes Wirken
Heute gibt es weltweit fast 200 Kapellen, die diesem Urheiligtum in Schönstatt nachempfunden sind - baugleich und auch die Innenausstattung ist eine Kopie des Originals. Überall soll es diese Orte des Bundes zwischen Himmel und Erde geben, erklärt Custos Bracht. "Dieses Gegenseitige, dass die Gottesmutter nicht einfach wirkt, weil man hier fromm betet, sondern sie ist hier, um uns anzuleiten, mitzuwirken, den Bund zu leben." Das Urheiligtum in Schönstatt sei ein schlichtes und demütiges Zeichen dafür, dass Gott auch im Kleinen Großes bewirken kann. "Deswegen ist das auch ein bisschen Zeichen der Gottesmutter, sie war auch die Kleine, in der Gott Großes gewirkt hat", erklärt Pater Bracht.