Das Verhältnis von Vatikan & Muslimen seit den 1960er Jahren

Vom Konzil zur katholisch-islamischen Konferenz

Mit einer gemeinsamen Erklärung ist am Donnerstag in Rom das erste katholisch-islamische Forum zu Ende gegangen. Das Treffen ist ein weiterer Bestandteil des Dialogs der katholischen Kirche mit dem Islam.

 (DR)

Hier eine Dokumentation der wichtiges Stationen des Austauschs der vergangenen Jahrzehnte.

1962 bis 1965: Zweites Vatikanisches Konzil. Die katholische Kirche erkennt die Wichtigkeit der Verständigung unter den Religionen an.

Mai 1964: Der Vatikan gründet das "Sekretariat für die Nichtchristen". Ab Juni 1988 wird es umbenannt in den "Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog". Dieser steht derzeit unter der Leitung des französischen Kardinals Jean-Louis Tauran.

Oktober 1965: Das Zweite Vatikanische Konzil verabschiedet die Erklärung "Nostra aetate". In einer ihrer kürzesten und zugleich umstrittensten Erklärungen ruft die Kirchenversammlung die Katholiken zum Gespräch und zur Zusammenarbeit mit den anderen Religionen auf.

August 1985: Papst Johannes Paul II. besucht unter anderem das muslimisch geprägte Marokko. In einer viel beachteten Rede vor muslimischen Jugendlichen ruft er zu gegenseitigem Respekt und Toleranz auf.

Oktober 1986: In Assisi findet auf Initiative von Johannes Paul II.
das erste interreligiöse Friedensgebet statt. Unter wechselnden Organisatoren folgen weitere Treffen an verschiedenen Orten.

Mai 2001: Erster öffentlicher Moscheebesuch eines Papstes durch Johannes Paul II. 2001 in der Omajjaden-Moschee in Damaskus.

August 2005: Bei seiner ersten Auslandsreise als Papst zum Weltjugendtag in Köln trifft Benedikt XVI. mit muslimischen Repräsentanten zusammen.

September 2006: Papst Benedikt XVI. hält an der Universität Regensburg eine Vorlesung über das Verhältnis von Religion und Gewalt. Der Vortrag löst einen mehrwöchigen weltweiten Disput aus.
Muslime sehen durch ein historisches Zitat den Propheten Mohammed beleidigt. Der Vatikan startet umfassende Krisendiplomatie und eine Dialog-Offensive mit dem Islam.

28. November bis 1. Dezember 2006: Benedikt XVI. reist in die Türkei. Weltweite Beachtung finden vor allem die Gespräche mit Politikern und Muslim-Vertretern sowie seine Versöhnungsgesten gegenüber dem Islam. Beobachter werten die Reise einhellig als Erfolg.

Oktober 2007: 138 muslimische Theologen aus aller Welt wenden sich in einem Brief an Benedikt XVI., den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. und den anglikanischen Primas Rowan Williams. Sie mahnen einen Dialog der Religionen an. In dem Schreiben heißt es, die "gemeinsame Zukunft der Menschheit, ja möglicherweise das Überleben der Welt" stünden auf dem Spiel, wenn Muslime und Christen nicht friedlich zusammen lebten. Es folgt ein Briefwechsel zwischen dem Vatikan und den Islamgelehrten.

4. bis 6. November 2008: Katholische und muslimische Vertreter und Experten tagen in Rom. Das katholisch-islamische Forum steht unter dem Thema "Gottesliebe - Nächstenliebe". Die Teilnehmer veröffentlichen eine gemeinsame Erklärung, in der sie sich zu Religionsfreiheit und Minderheitenschutz bekennen und Gewalt eine klare Absage erteilen. Benedikt XVI. ruft bei einer Audienz für die Teilnehmer zum gemeinsamen Einsatz für die Menschenrechte und gegen Gewalt, Armut und Ungerechtigkeit auf.