"Wir wollen alle zusammen Gott anrufen: In dieser Zeit der Unsicherheit und Krankheit bitten wir um Deinen Schutz und Segen", betete etwa der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing: "In Deinem Sohn Jesus Christus hast Du uns gezeigt, wie wir leben können ohne Angst, sondern in Fürsorge um andere und in der Hinwendung zu Menschen in Not."
Bätzing, der auch die Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Bischofskonferenz leitet, rief zum Gebet für alle besonders betroffenen und geforderten Menschen in dieser außergewöhnlichen Zeit auf. Unter anderem nannte er Kranke und Verstorbene, Senioren, Kinder und Familien sowie alle Menschen in Pflege, Gesundheitswesen und in der Versorgung. Außerdem erwähnte er die Entscheidungsträger in Politik und Gesellschaft, Menschen in seelischer oder wirtschaftlicher Not sowie arme und leidende Menschen in anderen Ländern der Welt.
Virus kennt keine Grenzen
Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs ergänzte für den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), es sei wichtig in diesen Zeiten, "dass wir als Religionen eintreten für die Würde der Menschen". Dabei gehe es nicht nur um die körperliche, sondern auch um die seelische Gesundheit.
Das Virus kenne keine Grenzen, daher müssten alle Religionen gemeinsam beten und sich zusammen engagieren gegen alles Leid, das die Pandemie verursache, betonte Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, und lobte die "wunderbare Initiative".
Rabbiner Andreas Nachama steuerte einen jüdischen Klagegesang bei. Darüber hinaus beteiligten sich Vertreter der Buddhisten, der Bahai-Gemeinde und des Runden Tisches der Religionen in Deutschland, der die Aktion hierzulande initiiert hatte.
Papst ruft zu gemeinsamem Gebet auf
Am Morgen hatte schon Papst Franziskus im Vatikan dazu ausgerufen, sich an dem weltweiten interreligiösen Fast- und Gebetstag für das Ende der Pandemie zu beteiligen: "Vereinen wir uns alle, Männer und Frauen jedes religiösen Bekenntnisses, heute in Gebet und Buße, um Gott um das Ende dieser Pandemie zu bitten."
Zum möglichen Vorwurf, der Gebetstag sei "religiöser Relativismus", sagte er: "Das ist es nicht. Jeder betet zu Gott, so gut er kann, nach der je eigenen Kultur und Religion." Zudem erinnerte er daran, dass es noch andere "Pandemien" gebe, die des Hungers und des Krieges etwa. So seien in den ersten vier Monaten dieses Jahres rund vier Millionen Menschen an Hunger gestorben.
Die Idee zum Gebetstag stammt vom "Komitee für Brüderlichkeit aller Menschen" (Higher Committee of Human Fraternity). Die von den Vereinigten Arabischen Emiraten angeregte Gruppe widmet sich der Umsetzung des von Franziskus und Großimam Ahmad Al-Azhar im Februar 2019 in Abu Dhabi unterzeichneten "Dokuments zur Brüderlichkeit aller Menschen".