Am Montag erleben die deutschen Bischöfe eine Premiere: Denn sie werden sich das erste Mal in der 150-jährigen Geschichte ihrer Konferenz im Bistum Eichstätt zu einer Vollversammlung treffen. Doch zum Feiern dürfte dem gastgebenden Bischof Gregor Maria Hanke nicht zumute sein. Schließlich macht seine Diözese seit Anfang Februar durch einen Finanzskandal Schlagzeilen. Der Verlust von bis zu 60 Millionen US-Dollar (48,3 Millionen Euro) durch ungedeckte Darlehen für Immobilienprojekte in den USA sorgt dafür, dass wieder einmal über Kirche und Geld diskutiert wird - auch wenn es nicht offiziell auf der Tagesordnung steht.
Der Eichstätter Fall ist dabei nur ein Teil der momentanen Diskussion. Während hier möglicherweise mit krimineller Energie die Gutgläubigkeit und mangelnde Kontrolle seitens der Verantwortlichen im Bistum ausgenutzt wurde, geht es im Erzbistum Hamburg bei der Debatte um die Schließung von acht katholischen Schulen um die Frage, welche Aufgaben die Kirche noch finanzieren sollte - und zwar dann, wenn sie rote Zahlen schreibt. All das wird die Öffentlichkeit - Tagesordnung hin oder her - interessieren.
Austausch mit osteuropäischen Katholiken
Die derzeit 66 Mitglieder der Bischofskonferenz haben sich selbst andere Schwerpunkte gesetzt. Ihnen geht es um das Verhältnis der Katholiken innerhalb Europas, speziell mit dem Blick gen Osten. Am Mittwoch widmen sie diesem Thema ihren traditionellen Studientag während der Vollversammlung. Besonders im Fokus dabei sind da die EU-Länder Polen, Ungarn, Slowakei und Tschechien.
Zusammen mit Gästen wie dem Theologen Tomas Halik wollen sie ergründen, wie die Katholiken dort denken. Dabei wird es sicher auch um die unterschiedliche Haltung zu aktuellen Themen gehen, etwa der Migration - ein Spiegelbild für ganz Europa. Doch es soll nicht allein dabei bleiben. Denn das Ziel der verantwortlichen Kommission Weltkirche unter dem Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ist der Dialog.
Papstthemen im Fokus
Ein weiteres Schwerpunktthema des Bischofstreffens ist die anstehende Jugendsynode im Oktober in Rom. Dabei stehen zunächst Personalfragen in Ingolstadt an, konkret: Es müssen drei Vertreter aus dem Kreis der Konferenz für das Treffen im Vatikan gewählt werden - und natürlich auch über Inhalte gesprochen werden.
Überhaupt dominiert auch diese Vollversammlung wieder die Themensetzung des Papstes. Neben aktuellen Fragen der Flüchtlingsarbeit sowie ein Bericht zur eigenen Flüchtlingsarbeit der Kirche im vergangenen Jahr wollen die Bischöfe erneut über die Umwelt- und Sozialenzyklika "Laudato si" beraten.
Daneben haben zuletzt auch die Themen Schwangerschaftskonfliktberatung und eine mögliche Segnung homosexueller Paare die innerkirchliche Debatte bestimmt - wobei die Wortmeldungen dazu aus dem Kreis der Bischöfe alles andere als unisono klingen. Aber auch diese Punkte stehen - zumindest offiziell - nicht auf der Agenda in Ingolstadt. Doch während bei der Schwangerenkonfliktberatung alte Gräben nicht mehr ganz so tief erscheinen wie noch vor einigen Jahren, steht bei der Segnung gleichgeschlechtlicher Partner die breite Debatte im deutschen Episkopat erst am Anfang.
Christian Wölfel