DBK-Sprecher Kopp zur Papstreise nach Georgien

Brückenbauer Franziskus?

Den Friedensprozess am Kaukasus voranbringen - das ist ein Ziel der Papstreise nach Georgien und Aserbaidschan Ende des Monats.

Prozession führt durch Tiflis / © Zurab Kurtsikidze (dpa)
Prozession führt durch Tiflis / © Zurab Kurtsikidze ( dpa )

In Georgien unterwegs ist zurzeit der Journalist Matthias Kopp, der von hohen Erwartungen an den Papst berichtet.

domradio.de: Sie sind gerade in Georgien quasi auf einer Vorbesichtigungstour unterwegs. Was genau loten Sie vor Ort aus?

Matthias Kopp (Gesellschaft Katholischer Publizisten GKP / Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz): Ich habe einige Kolleginnen und Kollegen aus unserem Verband eingeladen, nach Georgien zu fahren. Wir wollen einmal zu schauen, wie sich dieses Land, das sich ja an der Schwelle zur Europäischen Union befindet, auf diesen Papstbesuch vorbereitet. Es gibt hier sehr hohe Erwartungen. Unsere Gespräche mit der Regierung, dem Außen- und Innenminister, zeigen zudem, dass Georgien versuchen will, nicht nur ein gastfreundliches Land zu sein, sondern ein Land, das auch eine besondere Rolle im Friedensprozess im zentralen Kaukasus spielt.

domradio.de: Wie hat sich der Außenminister denn zum Papstbesuch geäußert?

Kopp: Bei unserem Gespräch hat er deutlich gemacht, dass man vom Papst eine Botschaft des Friedens erhofft und gleichzeitig auch ein Wort zu Europa. Der Außenminister hat ausdrücklich die Europarede von Papst Franziskus bei der Verleihung des Karlspreises erwähnt. Die scheint hier in Georgien besonders gut angekommen zu sein. Man erhofft sich hier im Land eine Ermutigung. Man erhofft sich, dass der Papst deutlich macht, dass Georgien als Brücke zwischen Europa und Asien mit zur Europäischen Union gehören soll. Davon ist Georgien noch eine ganze Ecke entfernt, aber die Erwartungen an den Papst werden in dieser Weise zumindest von der Regierung geschürt. Die orthodoxe Kirche hält sich diesbezüglich eher zurück.

domradio.de: Wie ist denn die Situation der Katholiken in Georgien? Genießen die den Schutz der Regierung?

Kopp: Es gibt ein Minderheitenstatusgesetz, das die Minderheiten schützt, also die evangelische Kirche oder die Katholiken. Es gibt nur ein Prozent Katholiken in Georgien. Die Regierung weiß, was die katholische Kirche hier für die gesamte Zivilgesellschaft leistet. Wenn man sich überlegt, dass die Caritas hier große Einrichtungen hat, häusliche Krankenpflege betreibt und Straßenkinderprojekte unterstützt, dann weiß die Regierung, dass die Caritas und somit auch die katholische Kirche ein unverzichtbarer Faktor in der Entwicklung der Zivilgesellschaft ist. Das wird auch in der Bevölkerung anerkannt. Im Dialog mit der orthodoxen Kirche ist es da noch ein bisschen schwieriger. Die orthodoxe Kirche pflegt schon einen Dialog mit der katholischen Kirche, aber der ist nicht gerade von großer Freundschaft geprägt.

domradio.de: Die christlichen Wurzeln sind in diesem Land ganz deutlich sichtbar. Wie sieht das Besuchsprogramm des Papstes aus?

Kopp: Das Programm ist so konstruiert, dass Franziskus zwar die ganze Zeit in der Hauptstadt Tiflis bleibt, dort aber beispielsweise die alte Sioni-Kathedrale besucht. Das ist eines der ältesten Kirchenbauwerke, die es hier in Georgien gibt. Georgien hat im Jahr 334 nach Christus das Christentum als Staatsreligion angenommen, hat also eine uralte christliche Kirche. Da wird es zwei, drei Orte in der Hauptstadt Tiflis geben, die sich der Papst anschaut. Manche hatten gehofft, dass er vielleicht noch an eine der Krisengrenzen Richtung Aserbaidschan, Richtung Südossetien oder Adscharin fährt  - das sind alles schwierige Provinzen hier in der Umgebung, die teilweise von Russland besetzt sind. Aber das hat man in Rom nicht ganz so gewollt und deshalb wird der Papst wohl versuchen, dies mehr in seinen Reden konzentriert anzusprechen.

Das Interview führte Verena Tröster.

 

Quelle:
DR