Die Diskussion über eine mögliche Verstaatlichung von an Privatinvestoren verkauftem Kirchenland in Israel ist verschoben worden. Ursprünglich sollte der zuständige Ministerrat am Sonntag einen entsprechenden Gesetzentwurf der Parlamentsabgeordneten Rachel Azaria behandelt, wie israelische Medien am Sonntag berichteten. Kirchenführer hatten zuvor unter anderem aus Protest gegen das Vorhaben die Grabeskirche in der Jerusalemer Altstadt auf unbefristete Zeit geschlossen.
Gespräch mit den Kirchen suchen
Die Debatte über den Entwurf solle um eine Woche verschoben werden, um in dieser Zeit das Gespräch mit den Kirchen zu suchen, so Azaria laut Medien. Sie begründete ihren vom Justizministerium unterstützten Entwurf, demzufolge von der Kirche an Investoren verkauftes Land gegen Entschädigung verstaatlicht werden soll, gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit dem Schutz der Bewohner.
Medienberichten zufolge sagte sie, es gehe bei dem Entwurf in erster Linie darum, mit den Käufern eine Verhandlungslösung zu erzielen. Betroffen von den Verkäufen seien Tausende Menschen in Jerusalem, deren Häuser auf ursprünglich von der Kirche an den Jüdischen Nationalfonds verpachtetem Land erbaut seien und deren Pachtverträge in absehbarer Zeit ausliefen.
Vergleich mit Judenverfolgung in Europa
Die Oberhäupter der griechisch-orthodoxen Kirche, der armenischen Kirche und der Franziskanerkustodie im Heiligen Land hatten den Vorstoß ebenso wie jüngste Maßnahmen der Jerusalemer Stadtverwaltung zum Einzug von Grundsteuern für Kirchenbesitz am Sonntag in einer gemeinsamen Stellungnahme als "systematische Kampagne gegen die Kirchen und die christlichen Gemeinschaften" kritisiert. Sie verglichen den Gesetzentwurf dabei mit "Gesetzen ähnlicher Natur, die gegen die Juden in den dunklein Zeiten in Europa erlassen wurden".
Die Grabeskirche, das wichtigste christliche Heiligtum und Pilgermagnet, soll bis auf weiteres geschlossen bleiben.