In der Debatte über eine Reform der Nationalhymne hat sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gegen eine geschlechtsneutrale Neuformulierung ausgesprochen. "Nein. Ich bin nicht dafür, den Wortlaut zu ändern", sagte Steinmeier der "Saarbrücker Zeitung" (Mittwoch). Zuvor hatte sich bereits Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen eine mögliche Änderung positioniert.
Der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) forderte anlässlich der Debatte Achtsamkeit im Umgang mit Sprache. "Es gibt kein grundsätzliches Richtig oder Falsch, sondern nur eine fahrlässige oder eine reflektierte Ansprache", erklärte Präsidentin Jacqueline Schäfer in Königswinter bei Bonn. "Mehr als grammatisches Hickhack brauchen wir eine Haltung, in der Gleichberechtigung selbstverständlich und unverkrampft zum Ausdruck kommt."
Frauen müssten in der täglichen Sprache sichtbarer werden, forderte Schäfer. "Sprache prägt das Bewusstsein: Wer nur von Ärzten und Ingenieuren und nie auch in der weiblichen Form spricht oder schreibt, trägt dazu bei, dass die meisten Leser oder Zuhörer auch nur Männer vor Augen haben." Dies belege die Forschung. Ähnliches gelte für "typische Frauenberufe" wie Krankenschwester oder Erzieherin: "Männer kommen hier nicht vor." Nicht immer sei aber eine geschlechterneutrale Sprache "zielführend", betonte Schäfer. "In unserer Sprache haben Wörter ein grammatisches Geschlecht, das unabhängig vom natürlichen Geschlecht zu sehen ist."
Der umstrittene Vorstoß zu einer Reform der Nationalhymne war von der SPD-Politikerin Kristin Rose-Möhring gekommen. Die "Bild am Sonntag" hatte am vergangenen Wochenende darüber berichtet. Die Zeitung berief sich auf einen Rundbrief der Politikerin an alle Mitarbeiter des Bundesfamilienministeriums aus Anlass des Internationalen Frauentags an diesem Donnerstag. Aus "Vaterland" solle "Heimatland" werden, aus "brüderlich mit Herz und Hand" "couragiert mit Herz und Hand". (kna/Stand 07.03.2018)