Debatte um Umstrukturierung im Erzbistum Berlin

"Ängste und Ärger sind normal"

Die Debatte über die Umstrukturierung des Erzbistums Berlin gewinnt nach der Sommerpause wieder an Fahrt. Bistumssprecher Stefan Förner zeigt im domradio.de-Interview Verständnis für die Sorgen der Kritiker, hält sie aber für unnötig.

Das Erzbistum Berlin wird umstrukturiert (dpa)

domradio.de: Es heißt, die Basis habe kein Mitspracherecht erhalten. Was sagen Sie zu diesem Vorwurf?

Förner: Der Kardinal hat alle eingeladen, sich mit umzuschauen: was Kirche ist, wo Kirche ist, wie sie selber Kirche sein und sich engagieren können. Er hatte alle eingeladen, ihre Sorgen und Ängste zu benennen. Dass es jetzt Empörung, Ärger und Ängste gibt, ist ganz normal, denke ich. Und es ist auch ganz normal, dass sich der Kardinal und alle an dem Prozess Beteiligten das anhören müssen.

domradio.de: Warum haben dennoch einige Menschen das Gefühl, nicht gehört zu werden?

Förner: Es ist immer die Frage, wo man seine Kritik äußert. Man kann sich mit seiner Kritik in den Prozess einbringen - oder es an anderer Stelle tun, wie jetzt in diesem Artikel im "Tagesspiegel". Für mich ist noch lange nicht das letzte Wort gesprochen. Der Prozess soll bis 2020 gehen - und wir stehen ganz am Anfang. Es gab bereits viele Gespräche: in vielen Gemeinden, Regionen und Dekanaten.

domradio.de: Was ist denn bereits entschieden? Wie will das Erzbistum seine Seelsorge-Einheiten umstrukturieren?

Förner: Der Erzbischof hat bereits entschieden: Auch 2020 und 2030 müssen Priester da sein, die eine Pfarrei leiten. Im Moment haben wir rund 100 Pfarreien. 2020 soll es, so ist der Plan, noch 30 Pfarreien geben. Und jetzt gibt es die Angst, dass darunter nichts mehr besteht. Doch es heißt nicht: Wo keine Pfarrei mehr ist, findet kein Gemeindeleben mehr statt. Es soll zwar weniger Pfarreien geben, dafür aber viele Gemeinden. So dass an vielen Orten Priester von den Verwaltungsaufgaben eines Pfarrers befreit sind und wieder mehr Zeit für das Entscheidende haben: die Seelsorge und die Feier der Eucharistie.

domradio.de: Haben Sie keine Angst vor den Folgen einer Zentralisierung? Dass beispielsweise mehr Menschen der Kirche den Rücken zukehren?

Förner: Wenn es eine Zentralisierung wird, habe ich Angst. Aber ich habe keine Angst, dass es eine Zentralisierung geben wird.

Das Gespräch führte Monika Weiß.


Quelle:
DR

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