Debatten über Verkürzung der Quarantäne 

Schon in Zeiten der Pest bewährt 

Die Quarantäne ist ein sehr altes Mittel: Schon in Zeiten der mittelalterlichen Pest wurden Menschen isoliert, um die Krankheit zu stoppen. Dabei leitet sich der Name von der Zahl 40 ab, die schon in der Bibel ein Symbol ist.

Autor/in:
Christoph Arens
Einsam in Quarantäne  / © Mariia Korneeva (shutterstock)
Einsam in Quarantäne / © Mariia Korneeva ( shutterstock )

Ein Wort macht derzeit erneut Karriere: die Quarantäne. Hintergrund ist die zunehmende Verbreitung derOmikron-Variante des Coronavirus in Deutschland. Politiker und Experten befürchten, dass wegen der hohen Ansteckungsgefahr in der kritischen Infrastruktur - von Feuerwehr über Polizei bis Gesundheitswesen - in den kommenden Wochen wesentlich mehr Beschäftigte ausfallen könnten, weil sie zum Beispiel nach Kontakt mit Corona-Infizierten in Quarantäne müssen. Deshalb wird darüber diskutiert, ob man unter Umständen und in bestimmten Bereichen die Quarantäne-Dauer von infizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verkürzt - zumindest aber von Kontaktpersonen. 

Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt derzeit bei einer Ansteckung mit Omikron, dass sich Infizierte und Kontaktpersonen für 14 Tage isolieren beziehungsweise in Quarantäne begeben sollen. Das schließt auch Geimpfte und Genesene ein. In Israel etwa können sich Betroffene nach sieben Tagen aus der Quarantäne raus testen. 

Was Quarantäne bedeutet

Der Begriff Quarantäne stammt ursprünglich aus dem Lateinischen und leitet sich vom französischen und italienischen Wort quarante/quaranta (vierzig) ab. Der Wortgebrauch geht auf die Zeit der mittelalterlichen Pest zwischen 1347 und 1351 zurück. Aus Angst vor Ansteckung ergriffen insbesondere die stark gefährdeten Hafenstädte am Mittelmeer Absperrungsmaßnahmen.

Erfunden wurde die Quarantäne vermutlich in Venedig. Dort erließ die Regierung die Vorschrift, dass Ladung und Passagiere ankommender Schiffe 30 Tage auf einer Insel vor der Stadt bleiben mussten, bevor man an Land gehen durfte. Marseille folgte diesem Beispiel und erhöhte die Frist auf 40 Tage.

Medizinhistoriker verweisen allerdings darauf, dass solche Isolierungen damals nicht angeordnet wurden, weil man das Prinzip von Erregern und Ansteckung gekannt habe. Dieses Konzept sei sehr modern und erst aus dem 19. Jahrhundert näher bekannt, sagt die Marburger Historikerin Andrea Wiegeshoff. Stattdessen habe man zum Beispiel das Ziel verfolgt, die Luft von giftigen Dämpfen rein zu halten - oder Menschen fernzuhalten, die man verdächtigte, Krankheiten gezielt zu verbreiten, etwa die Juden.

Die wichtige Zahl 40

Die Zahl 40 hat aber auch in der jüdischen und christlichen Überlieferung eine hohe Symbolkraft. Immer wieder findet sich die 40 in den Schriften des Alten und des Neuen Testaments.

40 Tage und 40 Nächte ergoss sich der Regen der Sintflut auf die Erde. Auch wartete Noah, nachdem die ersten Berge wieder sichtbar wurden, 40 Tage. Erst dann öffnete er das Fenster der Arche, um den Raben heraus zu lassen. Das Volk Israel wanderte nach dem Auszug aus Ägypten 40 Jahre durch die Wüste und durchlief damit eine Zeit der Läuterung. Moses war Gott auf dem Berg Sinai 40 Tage nahe. Die Stadt Ninive hatte 40 Tage, um ihre Sünden zu bereuen. Und auch Jesus ging 40 Tage in die Wüste, um sich durch Gebet und Fasten auf seine Sendung vorzubereiten. 

Es darf auch kürzer sein

Die Zahl 40 steht damit für einen Zeitraum, der zu Buße und Besinnung auffordert, der Wende und Neubeginn ermöglicht. Auch der antike griechische Arzt Hippokrates kannte schon eine 40-tägige Frist als Wendepunkt für eine Krankheit.

Und auch wenn es noch Quarantäne heißt, werden in der Regel keine 40 Tage festgesetzt, sondern die Dauer richtet sich nach der Inkubationszeit der jeweiligen Krankheit.


Quelle:
KNA