Dem Nürnberger Christkind geht ein Wunsch in Erfüllung

"Einmal selbst das Christkind sein"

Im weiß-goldenen Gewand und mit blonder Lockenpracht eröffnet das Christkind den Nürnberger Weihnachtsmarkt. In diesem Jahr wird es von der 17-jährigen Nelli Lunkenheimer verkörpert. Ihr geht ein Wunsch aus Kindertagen in Erfüllung.

Autor/in:
Julia Riese
Nelli Lunkenheimer, das neue Nuernberger Christkind, zeigt sich am 16.11.2023 im Staatstheater in Nuernberg den Medienvertretern erstmals im Ornat / © Valeska Rehm (epd)
Nelli Lunkenheimer, das neue Nuernberger Christkind, zeigt sich am 16.11.2023 im Staatstheater in Nuernberg den Medienvertretern erstmals im Ornat / © Valeska Rehm ( epd )

An Weihnachtsliedern kann sich Nelli Lunkenheimer gar nicht satt hören - egal, ob "O du fröhliche", "Joy To The World" oder das Weihnachtsoratorium. 

Noch lieber singt sie die Stücke selbst, zum Beispiel im Chor ihrer Schule, des Melanchthon-Gymnasiums in Nürnberg. "Ich habe schon immer gesungen, schon im Kindergarten", erinnert sich die 17-Jährige. 

Was Nellis Christkind-Wahl besonders "magisch" machte

"Es ist ein schöner Ausgleich zur Schule, ich kann da gut abschalten. Und die Gemeinschaft gefällt mir. Manchmal singen wir die Lieder noch nach der Probe zusammen im Treppenhaus."

Nelli Lunkenheimer, das neue Nürnberger Christkind, singt am 15.11.2023 im Schulchor des Nürnberger Melanchthon-Gymnasiums / ©  Julia Riese (epd)
Nelli Lunkenheimer, das neue Nürnberger Christkind, singt am 15.11.2023 im Schulchor des Nürnberger Melanchthon-Gymnasiums / © Julia Riese ( epd )

Die Aufregung im Chor war nach den Herbstferien groß, denn "ihre" Nelli wurde zum Nürnberger Christkind gewählt. 

"Dadurch, dass wir auch Weihnachtslieder singen und das Christkind das Symbol für Weihnachten ist, ist es noch mal magischer", erzählt Nellis Chorfreundin Lena Förtsch. 

Im Ornat und mit Lockenpracht für den guten Zweck

In den nächsten Wochen stehen für das Christkind mehr als 100 Termine an, zum Beispiel Besuche in Kindergärten oder Senioreneinrichtungen. 

"Ich freue mich darauf, mit den Menschen in Kontakt zu treten und die Stimmung der Weihnacht zu verbreiten", sagt die 17-Jährige.

Nelli Lunkenheimer, das neue Nürnberger Christkind, zeigt sich am 16.11.2023 im Staatstheater in Nürnberg den Medienvertretern erstmals im Ornat / © Valeska Rehm (epd)
Nelli Lunkenheimer, das neue Nürnberger Christkind, zeigt sich am 16.11.2023 im Staatstheater in Nürnberg den Medienvertretern erstmals im Ornat / © Valeska Rehm ( epd )

Am 1. Dezember wird Nelli im weiß-goldenen Ornat mit blonder Lockenpracht und Krone vom Balkon der Frauenkirche aus den traditionellen Christkindlesmarkt eröffnen. 

Dann spricht sie den 1948 entstandenen Prolog, der mit den Worten endet: "Das Christkind lädt zu seinem Markte ein, und wer da kommt, der soll willkommen sein."

Christkindlesmarkt bekam nach dem Krieg neuen Prolog

Vor 75 Jahren fand der erste Christkindlesmarkt nach dem Krieg statt. Extra dafür schrieb der Dramaturg Friedrich Bröger, Sohn des Nürnberger Dichters Karl Bröger, einen neuen Prolog-Text, frei von NS-Ideologie. 

Denn die Tradition, dass das Christkind höchstselbst – zunächst verkörpert durch eine Schauspielerin – den Markt eröffnet, stammt aus der Zeit der Nationalsozialisten. 

Blick über den Christkindlesmarkt Richtung Norden mit den Ruinen des Alten Rathauses, im Hintergrund die Kaiserburg. / © Stadtarchiv Nürnberg A39/I Nr. 203-d (privat)
Blick über den Christkindlesmarkt Richtung Norden mit den Ruinen des Alten Rathauses, im Hintergrund die Kaiserburg. / © Stadtarchiv Nürnberg A39/I Nr. 203-d ( privat )

Ab 1933 sollte das Image der Reichsparteitagsstadt Nürnberg als "des Deutschen Reiches Schatzkästlein" aufpoliert werden, wie der Christkindlesmarkt auf seiner Homepage erklärt. 

Für diese Propagandazwecke wurden der historische Markt und die Frauenkirche missbraucht.

Christkind soll Feierlichkeit der Tradition repräsentieren

Die erste Erwähnung des "Kindles-Marck" findet sich schon 1628, im 18. Jahrhundert waren fast alle Nürnberger Handwerker in der Budenstadt vertreten. 

Lebkuchenherzen mit dem Schriftzug Nürberger Christkindlesmarkt / © cge2010 (shutterstock)
Lebkuchenherzen mit dem Schriftzug Nürberger Christkindlesmarkt / © cge2010 ( shutterstock )

Seit mehr als 200 Jahren gehören Rauschgoldengel, Lebkuchen und Zwetschgenmännle zu den Markenzeichen des Weihnachtsmarktes. 

Vom Jahr 1969 an wird das Christkind immer von einer Nürnbergerin zwischen 16 und 19 Jahren verkörpert, die von den Bürgern mitgewählt wird und das warme Gefühl und die Feierlichkeit der Weihnachtstradition repräsentieren soll.

Dem diesjährigen Christkind erfüllte sich ein Wunsch

Eine große Vorliebe für die Weihnachtszeit hatte das diesjährige Christkind schon von klein auf, erzählt ihre Schulfreundin Julia Gresche. "Deshalb konnten wir uns das bei ihr richtig gut vorstellen." 

Das neue Nürnberger Christkind Nelli Lunkenheimer am 15.11.2023 im Flur des Nürnberger Melanchthon-Gymnasiums / ©  Julia Riese (epd)
Das neue Nürnberger Christkind Nelli Lunkenheimer am 15.11.2023 im Flur des Nürnberger Melanchthon-Gymnasiums / © Julia Riese ( epd )

Viele schöne Erinnerungen verbindet Nelli Lunkenheimer selbst mit dem Christkind: "Ich bin mit ihm Karussell gefahren, habe im Sternenhaus Geschichten vorgelesen bekommen. Auch damals war bei mir der Wunsch schon da, einmal selbst das Christkind sein zu dürfen."

Bei der Neuwahl in dieser Saison hatte die 17-Jährige das richtige Alter und hat es gewagt. "Tatsächlich habe ich mich erst mal ganz für mich beworben. Ich habe auch meinen Eltern gar nichts gesagt."

Neues Christkind wird sogar schon im Café erkannt

Als sie dann zusammen mit elf anderen Mädchen für das sogenannte Zeitungsvoting ausgewählt wurde, holte sie sich die Unterstützung von Familie, Freunden und ihrer Schule. 

Am Ende wurde sie von einer Jury aus den sechs verbliebenen Kandidatinnen gewählt. 

Nelli Lunkenheimer, das neue Nürnberger Christkind, singt im Schulchor des Melanchthon-Gymnasiums in Nürnberg.jpg / ©  Julia Riese (epd)
Nelli Lunkenheimer, das neue Nürnberger Christkind, singt im Schulchor des Melanchthon-Gymnasiums in Nürnberg.jpg / © Julia Riese ( epd )

Seitdem bekommt die Schülerin viele positive Rückmeldungen, wie sie erzählt: "Ich wurde auch schon im Café erkannt, das ist total surreal. Aber ich freue mich, diese Ehre übernehmen zu dürfen."

Heiligabend mit Kirche, Klavier und Weihnachtsgeschichte

An Heiligabend sind die Pflichten des Christkinds getan. Dann kann Nelli Lunkenheimer in Ruhe mit ihrer Familie feiern. 

Nelli Lunkenheimer, das neue Nürnberger Christkind, zeigt sich am 16.11.2023, im Staatstheater in Nürnberg den Medienvertretern erstmals im Ornat / © Valeska Rehm (epd)
Nelli Lunkenheimer, das neue Nürnberger Christkind, zeigt sich am 16.11.2023, im Staatstheater in Nürnberg den Medienvertretern erstmals im Ornat / © Valeska Rehm ( epd )

"Wir gehen jedes Jahr in die Kirche und mein Vater liest zu Hause die Weihnachtsgeschichte vor. Wir sind auch sehr musikalisch, deshalb spielen wir immer Klavier und singen Weihnachtslieder."

Zwei Jahre dauert die Amtszeit des Christkinds. "Ich wünsche ihr, dass sie in dieser Zeit ganz viel Spaß hat, weiterhin das macht, was sie machen will und dass sie so authentisch bleibt, wie sie ist", gibt Freundin Juli Jäkel mit auf den Weg. 

Zeit für Freundinnen bleibt dem Christkind dennoch

"Ich hoffe, sie hat nicht zu viel Stress und dass sie viele gute Erinnerungen an diese Zeit behält", fügt Julia Gresche hinzu. 

Anfragen für einen gemeinsamen Weihnachtsmarktbesuch haben die Mädchen an ihre Freundin schon gestellt. Dafür bleibt auch beim engen Terminplan des Christkinds noch Zeit.

Weihnachten

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Wann genau vor etwa 2.000 Jahren Jesus geboren wurde, ist nicht bekannt. Die Feier des 25. Dezember als Geburtsfest Jesu ist erstmals für das Jahr 336 in Rom bezeugt.

Weihnachten heißt so viel wie heilige, geweihte Nächte. Die Geburt Jesu bedeutet nach christlichem Verständnis die Menschwerdung Gottes; in Jesus hat sich Gott den Menschen mitgeteilt, sich in ihre Geschichte hinein begeben, sich ihrer erbarmt und ihnen Heil geschenkt. Deshalb gilt Weihnachten als Fest der Liebe.

Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod (dpa)
Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod ( dpa )
Quelle:
epd