Kirche in Polen ruft zur Solidarität mit Missbrauchsopfern auf

"Demütige Gebete und aufrichtige Buße"

Zeichen setzen: Unter dem Motto "Gemeinschaft mit den Verwundeten" begeht die katholische Kirche in Polen an diesem Freitag einen "Tag des Gebets und der Buße für die Sünde des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen".

Rosenkranzgebet / © Corinne Simon (KNA)
Rosenkranzgebet / © Corinne Simon ( KNA )

"Die Geschädigten haben das Recht, darauf zu bauen, dass es ihnen auf dem langen und schwierigen Weg der Genesung nicht an Unterstützung durch die ganze Gemeinschaft der Kirche fehlt", betonte der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, am Freitag.

Immer am ersten Freitag der Fastenzeit

Polens Bischöfe hatten 2016 beschlossen, immer am ersten Freitag der Fastenzeit einen solchen Tag des Gebets und der Buße zu begehen. An ihm soll landesweit in Messen für Betroffene sexualisierter Gewalt und für die Bekehrung der Täter gebetet werden. Papst Franziskus hatte 2015 angeregt, dass die nationalen Bischofskonferenzen diesen Gebetstag einführen.

Die diesjährigen Vorschläge für Kreuzwegandachten und Rosenkranzgebete stammen Kirchenangaben zufolge unter anderem von "Menschen, die die Tragödie des sexuellen Missbrauchs erfahren haben".

Der Kinderschutzbeauftragte der Bischofskonferenz, Primas Erzbischof Wojciech Polak, bat alle Pfarreien um "demütige Gebete und aufrichtige Buße". Er vertraue darauf, dass das solidarische Handeln dazu beitrage, "unser Gewissen und unsere Sensibilität zu wecken und auch das Bewusstsein aller Mitglieder der Kirche zu verändern, so dass jeder mit Engagement alles in seiner Macht stehende tut, um unsere Gemeinde zu einem sicheren Zuhause für Kinder und Jugendliche zu machen".

Kritik an der katholischen Kirche

Wegen Missbrauchsskandalen steht die Kirche in Polen seit einiger Zeit in der Kritik. Aus Protest gegen das Verhalten von Bischöfen gegenüber Missbrauchsüberlebenden trat jüngst das Führungsmitglied der Kirchenstiftung für Betroffene sexueller Gewalt, Robert Fidura, zurück.

Der 53-Jährige, der als 14-Jähriger von einem Geistlichen missbraucht worden war, gab seinen Sitz im Rat der 2019 von der Bischofskonferenz gegründeten Sankt-Josef-Stiftung auf. Er warf den Bischöfen "Heuchelei" vor: "Auf der einen Seite spenden sie an die Stiftung, auf der anderen Seite sind ihre Schränke voll mit Leichen."

Die Bischofskonferenz entschuldigte sich mehrfach bei den Missbrauchsopfern. Bei einem seinerzeit beispiellosen Bußgottesdienst sagte Bischof Piotr Libera 2014 im Namen der polnischen Bischöfe: "Beschämt und reumütig bitten wir um Vergebung."


Quelle:
KNA
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