"Wir müssen vertrauen, dass Menschen in der Lage sind, sich ein politisches Urteil zu bilden", sagte Nida-Rümelin am Freitag dem Bayerischen Rundfunk. Das gelte auch für jene, die nicht studiert hätten, die aber über Lebenserfahrungen verfügten und "aufgrund ihrer Kenntnisse der Abläufe der letzten Zeit".
"Demokratie ist ein hochattraktives Gesellschaftsmodell"
Die Demokratie beruht nach den Worten des Philosophen auf solchen Voraussetzungen. "Wir trauen Menschen hinreichend viel Vernunft zu, um das beurteilen zu können. Und die Richtung vorzugeben, in die sich dann die Politik bewegen kann." Der ehemalige Kulturstaatsminister warb erneut für eine beherzte Verteidigung der Demokratie: "Demokratie ist ein hochattraktives Gesellschaftsmodell, was individuelle Freiheiten sichert und doch kollektive Entscheidungen ermöglicht."
Laut Nida-Rümelin kann man von einer humanistischen Utopie sprechen: "Menschenrechte wirklich ernst nehmen, praktizieren, umsetzen in die Politik. Die Menschen beteiligen - Partizipation ist ganz wesentlich für eine vitale Demokratie - und Europa könnte da so etwas werden wie eine Art Experimentierfeld für praktizierten Humanismus und auch kosmopolitische Verantwortung."
Demokratie stabiler als jede andere
Unbesorgt zeigte sich der Philosoph hinsichtlich des Zustands der Demokratie in Deutschland: "Wir haben einen sehr weitgehenden Konsens aller wichtigen politischen Kräfte." Von daher glaube er, dass die Demokratie in Deutschland stabiler sei als fast jede andere im Westen. "Und dafür können wir uns auch beglückwünschen."
