Den neuen Berliner Erzbischof erwarten anspruchsvolle Projekte

Bistumsreform und Kathedralsanierung

Den Osten Deutschlands hat Heiner Koch als Bischof von Dresden-Meißen bereits kennengelernt. Er kennt also die teilweise extreme Minderheitensituation für Katholiken. In Berlin muss er nun einschneidende Strukturreformen zu Ende führen.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
Hedwigs-Kathedrale in Berlin (Erzbistum Berlin)

In Sachsen musste sich Bischof Koch schon mit den Konsequenzen beschäftigen, die sich aus der rückläufigen Zahl der Priester und Gemeindeglieder ergeben. Strukturreformen wie Zusammenlegungen von Kirchengemeinden gelangen ihm dabei weitgehend geräuschlos. Das volksnahe Naturell des Rheinländers hat dabei eine wichtige Rolle gespielt.

Kochs Talent als Moderator wird an der Spitze des Erzbistums Berlin verstärkt gefragt sein. Es ist ebenfalls in einer einschneidenden Strukturreform, die Woelki vor über zwei Jahren unter dem Motto "Wo Glauben Raum gewinnt" einleitete. Dabei geht es um weit mehr als eine Reihe von Gemeindefusionen, wie sie vor rund einem Jahrzehnt zur Sanierung des damals hoch verschuldeten Erzbistums erfolgten. Ziel ist eine grundlegende Neuorientierung des kirchlichen Lebens und eine Überwindung von "Kirchturmdenken". Die Gemeinden sollen sich mit katholischen Sozial- und Bildungseinrichtungen eng vernetzen und gemeinsam mit ihnen für den christlichen Glauben eintreten.

Kritik an Großpfarreien

Vor allem die damit verbundene Gründung von rund 30 Großpfarreien in Berlin, Brandenburg und Vorpommern stößt jedoch auch auf Widerstand. Sie sollen bis 2020 aus den derzeit 105 Kirchengemeinden entstehen.

Die Bistumsleitung versichert, dass das Gemeindeleben darunter nicht leiden und sogar noch gestärkt werden solle. Kritiker fordern aber alternative Modelle wie "Pfarreiengemeinschaften", die Gemeinden weniger eng verbinden als Großpfarreien. Nach Amtsantritt des neuen Erzbischofs dürften sie nun verstärkt für ihre Wünsche eintreten. 

Sanierung der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale

Weniger fortgeschritten ist die Sanierung der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale, das zweite große und ebenfalls umstrittene Projekt, das Woelki angestoßen hatte. Der erstplatzierte Entwurf eines Architekten-Wettbewerbs sieht eine grundlegende Neugestaltung des Kircheninneren vor. Danach würde die umstrittene Bodenöffnung mit Treppe zur Krypta, das heute markanteste architektonische Merkmal der Bischofskirche, geschlossen, um einen Altar an zentralem Ort zu ermöglichen.

Der Wunsch nach einer Bischofskirche, die gottesdienstlichen Erfordernissen und der Funktion einer Hauptstadt-Kathedrale besser entspricht, findet zwar bei prominenten Vertretern aus Architektur und Kirche Rückhalt, nicht jedoch bei Denkmalschützern und Kunsthistorikern. Sie protestierten dagegen in einem Offenen Brief an die Deutsche Bischofskonferenz.

Bezugspunkt für Politik und Medien

Eine weitere Initiative Woelkis hat unterdessen starke Unterstützung bekommen. Nun sucht auch die Deutsche Bischofskonferenz nach neuen Wegen, die Präsenz der katholischen Kirche in der Bundeshauptstadt zu stärken. Im Gespräch ist unter anderem ein neues Wissenschaftskolleg, das sich in wichtigen ethischen Fragen zu Wort melden soll. Bei diesen Vorhaben wird der neue Erzbischof ein wichtiges Wort mitreden.

Auch außerhalb der Kirche sind die Erwartungen an ihn groß. Der katholische Hauptstadtbischof sei "nicht nur der geistliche Oberhirte, sondern unmittelbarer Bezugspunkt für Politik und Medien", erklärte jüngst Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Dies habe Kardinal Woelki "hervorragend verstanden", betonte sie. "Eine solche Begabung wünsche ich mir auch für den Nachfolger." 


Quelle:
KNA