"Denkst du daran, dass wir Themenwoche Freundschaft haben" erinnert mich die Kollegin per Email und wünscht sich, dass ich diese Kolumne zum Thema "Freunde" schreibe.
Ach Du liebes bisschen, denke ich. So ein großes Thema. Für so eine kleine Kolumne. Darüber muss ich nachdenken. Also rufe ich Jella, mit dem Hund muss ich sowieso noch gehen, stapfe durch die sonnige Kälte und denke über das große Thema Freundschaft nach.
Ich habe wunderbare Freunde. Schnell purzeln 1001 Erinnerung durch mein Herz: Nächtliche Telefonate. In denen meine Freunde geduldig zuhörten, wenn mich Liebeskummer quälte. Aber auch stoisches Ausharren neben der Telefonzelle, wenn ich, frisch verliebt im Silvesterurlaub mit Freunden, jeden Abend meinen Liebsten anrufen musste. Kisten schleppen beim Umzug, Kinder hüten bei Krankheiten, Spülen und aufräumen nach dem großen Fest: was wäre ich ohne meine Freunde?
Zu große Worte, mahnt mich mein Verstand, während ich Jella zuschaue, wie sie sich durch das kleine Wäldchen schnüffelt. Aber wenn die großen Worte doch wahr sind? entgegne ich leicht genervt. Und fasse zusammen:
Ich soll also über die Kleinigkeit von Freundschaft schreiben, habe 400 Worte, will etwas Wahres dazu sagen, darf aber nicht pathetisch werden. Das kann ja heiter werden.
Auf dem Feldweg kommt mir ein Fahrrad entgegen – und da weiß ich die Lösung, gehe nach Hause und schnurstracks zum Bücherregal.
Alleine in Deutschland hatte das Bilderbuch "Freunde" von Helme Heine eine Auflage von über einer Million. Es wurde in 17 Sprachen übersetzt und fürs Kino verfilmt. Helme Heine erzählt, dass er die Idee zu dem Buch während eines amerikanischen Wahlkampfes hatte und lange nach einem Symbol für Freundschaft suchte: "Dann kam mir das Fahrrad in den Sinn: Franz von Hahn kann lenken, der dicke Waldemar ist der Motor, und Johnny Mauser hält die Balance. Fahrrad fahren können sie nur zusammen. Das kann jeder verstehen."
Die drei aus Mullewapp machen sich unterdessen auf den Weg: "Dann holten sie ihr Fahrrad und fuhren in Morgen hinein. Kein Weg war ihnen zu steinig, kein Abhang zu steil, keine Kurve zu scharf, keine Pfütze zu tief."
Dem ist nichts hinzuzufügen.