Der 36. Fastenimpuls

03.04.2012

 (DR)

Jesus ist am Kreuz natürlich auch der, der leidet. Für mich ist das ein wunderbares Bild, dass wir nicht nur unsere Gegensätze umarmen, sondern auch das verletzte Kind in uns. Die Psychologie sagt uns, jeder in uns hat ein verletztes Kind und dieses verletzte Kind schreit auf, wenn es heute verletzt wird. Das verlassene Kind schreit auf, wenn es um Abschied geht, das übersehene Kind schreit auf, wenn wir vom Chef übersehen werden oder vom Ehepartner übersehen werden oder uns nicht richtig gesehen wissen. Das überforderte Kind schreit auf, wenn wir heute vor einer Aufgabe stehen, wo wir denken, die würde uns überfordern. Das hilflose Kind schreit auf, wenn wir uns selber nicht helfen können. Diese Umarmungs-Gebärde ist also die Gebärde, das verletzte Kind in sich zu umarmen, weil es Christus umarmt hat. Aber das Ziel ist, nicht beim verletzten Kind stehenzubleiben, sondern sich vom verletzten Kind zum  göttlichen Kind führen zu lassen, das ist im inneren Raum der Stille, wo Gott in mir wohnt, wo ich heil bin und ganz, wo niemand mich verletzen kann. Das ist ein wunderbarer Ort. Das Kreuz lädt mich ein in diesen inneren Raum, wo keine Verletzung mich erreichen kann. Die verletzenden Worte der anderen erreichen mich hier im emotionalen Bereich, aber in meiner Tiefe da bin ich heil und ganz.