domradio.de: Was ist denn anders an ihrem anderen Adventskalender?
Iris Macke (Pressesprecherin des Vereins "Andere Zeiten"): Sie werden in unserem Adventskalender nicht als erstes Kerzen finden oder Tannengrün, stattdessen haben wir im Advent eine ganz besondere Mischung an lustigen und meditativen Texten oder Texten zum Nachdenken. Unser Adventskalender beginnt am Vorabend zum ersten Advent und bietet an jedem Tag ein Bild und einen Text. Beides soll den Advent vertiefen und weiterführen. Und der Kalender endet nicht an Heiligabend, sondern geht bis zum 6. Januar.
domradio.de: Er funktioniert also nicht mit Türchen und Kläppchen, sondern man blättert um?
Macke: Genau, man blättert um. Der Kalender ist so ausgerichtet, dass Text oder Bild die Gedanken dazu verleiten, auf die Reise zu gehen: Vielleicht in die eigene Vergangenheit, vielleicht fragt man sich, was wünsche ich mir für die Zukunft. Ein bisschen meditativ und nachdenklich, aber immer auch mit einem Schmunzeln und nah am Alltag.
domradio.de: Wie wird das angenommen so ganz ohne Schokolade und Krimskrams?
Macke: Da stehen wir wirklich immer wieder vor einem kleinen Wunder. Wir haben vor 20 Jahren ganz klein mit einer Auflage von viertausend Kalendern angefangen. In diesem Jahr sieht es so aus, dass die Auflage von 670.000 Kalendern ausverkauft sein wird. Wir rechnen damit, dass ungefähr zwei Millionen Menschen mit uns durch den Advent gehen. Das freut uns natürlich total.
domradio.de: Jetzt weiß ich, was das für eine Arbeit ist, wenn man selbst einen Adventskalender bastelt und 24 kleine Tütchen packt. Wann fangen Sie denn an, diese Geschichten zu sammeln?
Macke: Jetzt fangen wir an. Wir hatten tatsächlich letzte Woche die erste Redaktionskonferenz für den Advent 2018. Ich denke, man merkt dem Kalender an, dass wir wirklich zu siebt schon ein Jahr vorher da sitzen und überlegen, was könnten wir nächstes Jahr in die Mischung nehmen. Dieser Adventskalender braucht ganz viel Zeit, Ruhe und Überlegung und er braucht auch mal die Chance, Texte reinzunehmen und wieder rauszuwerfen. Ich glaube, diese Zeit merkt man ihm wirklich an.
domradio.de: Nach dem Kalender ist vor dem Kalender. Wie ist der Verein damals auf diese Idee gekommen?
Macke: Der Advent ist ja eine Fastenzeit und da haben wir gemerkt, Schokolade oder Glühwein zu fasten ist vielleicht nicht ganz das Richtige – das kommt ja noch in der richtigen Fastenzeit. Was könnte man stattdessen fasten? Viele Menschen sind in der Adventszeit ja total gestresst und da haben wir gesagt, wir machen ein Angebot, dass sich jeder ein paar Minuten am Tag Zeit nehmen und in die eigene Gedankenwelt zurückziehen kann. Wir fasten Stress.
Das Interview führte Verena Tröster.