Der Benediktiner und Bestseller-Autor Anselm Grün wird 70

Der Glücksfall

Pater Anselm Grün ist wohl der bekannteste Mönch Deutschlands. Er ist Autor von über 300 Büchern, die weltweit auf eine Auflage von etwa 19 Millionen Exemplaren kommen. Und er ist gefragter Vortragsreisender. Am Mittwoch feiert er seinen 70. Geburtstag.

Autor/in:
Christian Wölfel
Pater Anselm Grün (KNA)
Pater Anselm Grün / ( KNA )

1.000 Zuhörer seien gekommen, noch einmal 800 auf der Warteliste gestanden, erzählt der Mönch. Eine Bank hatte geladen, es ging um Wurzeln im Leben. "Eine große Stille" habe im Saal geherrscht, "die Leute haben sich berühren lassen". Dankbar sei er an einem solchen Abend, sagt Anselm Grün. Glückspater, Volksprediger oder gar Guru - Grün sieht sich nicht so, auch wenn die Vorträge des Benediktiners aus Münsterschwarzach stets ausverkauft sind, Manager seine Seminare besuchen und seine Bücher zu den Bestsellern christlicher Literatur gehören. "Für mich persönlich besteht die Kunst darin, die christlichen Geheimnisse so zu beschreiben, dass die Menschen merken: Das entspricht meiner tiefsten Sehnsucht", sagt Grün.

Seit gut einem Jahr hat er zum Schreiben und Referieren noch mehr Zeit. Auch wenn er nun mit 70 kürzertreten will. Doch das sei nicht leicht, bekennt er. Im Oktober 2013 gab Grün das Amt des wirtschaftlichen Leiters der Abtei Münsterschwarzach ab. 36 Jahre lang war er Cellerar - und damit der dienstälteste in Deutschland.

Nicht immer auf der Gewinnerseite

Einer, der auch hier offene Worte fand. "Man muss auch mal verlieren können", sagte Grün 2008, im Jahr der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers. Es herrschte Wirtschaftskrise, und er gab unumwunden zu: Ja, auch er habe sich verspekuliert. Zum "Verlierer des Tages" machte ihn eine große Boulevard-Zeitung - es schmerzte den Pater.

Grün wurde im fränkischen Junkerhausen als Wilhelm Grün geboren, wuchs dann in München auf. Früh half er im Elektrogeschäft seines Vaters mit, verkaufte Glühbirnen und Taschenlampen - Erfahrungen, die er später nutzen konnte. Mit 19 Jahren trat er in das Kloster ein, jedoch mit einem ganz anderen Plan.

Eigentlich wollte Grün als Seelsorger in die Mission gehen. Stattdessen machte sich der Ordensmann nach seiner Promotion in Theologie noch an ein Studium der Betriebswirtschaft in Nürnberg. Er wurde Cellerar (Kellermeister) des Klosters und damit Chef eines mittelständischen Unternehmens mit fast 300 Mitarbeitern in 20 Betrieben. Verantwortlich dafür, dass für das Kloster, die Gehälter und für das ordenseigene Gymnasium mit rund 1.000 Schülern immer genug Geld da ist.

Dabei wurde der Mann mit dem grauen Rauschebart, den langen Haaren und der schwarzen Kutte selbst eine wichtige "Einnahmequelle" und somit ein Glücksfall für die Abtei. Er schreibt vor allem Ratgeber-Literatur. Allein sein Buch "50 Engel für das Jahr" von 1997 hat sich mehr als eine Million Mal verkauft. Grün hat eine Fangemeinde wie wohl kaum ein anderer Geistlicher in Deutschland.

Neid und Kritiker

Sieben bis acht Bücher kommen etwa jedes Jahr dazu, wie er selbst sagt. Natürlich gibt es auch Neider und Kritiker. Sie werfen ihm vor, nicht das Christentum zu vermitteln, ja es zu verfälschen. Überhaupt sei seine Theologie zu esoterisch. Grün betont dagegen, dass seine Bücher auf einer fundierten Theologie beruhten. "Ich hatte noch nie Probleme mit dem Lehramt." Selbst der jetzige Papst Franziskus habe noch als Erzbischof von Buenos Aires in Argentinien 500 Exemplare der spanischen Ausgabe von "Gebet als Begegnung" an seine Priester verschenkt, wie Grün stolz erzählt. Und bei seinen Auftritten in Lateinamerika und Asien spüre er, "dass meine Botschaft aufgenommen wird".

Seine wichtigste Aufgabe als Autor und Vortragsreisender sei, spirituell Suchenden den Reichtum der christlichen Botschaft und Tradition zu vermitteln, sagt der Benediktiner. Was wäre, wenn keiner mehr seine Bücher lesen oder seine Vorträge hören wollte? "Ich hoffe, dass ich das merke und spüre und dann loslassen kann", sagt Grün.


Quelle:
KNA