Der "echte Nikolaus" kehrt ins Süßwarenregal zurück

Comeback des Schoko-Bischofs

Zwar beherrschen noch immer rot-weiße Weihnachtsmänner mit Zipfelmütze und Knollennase die Süßwarenabteilungen - Spätfolge eines Coca-Cola-Werbefeldzugs. Doch die Zeit, in der originale Schoko-Nikoläuse nur aus Österreich und Holland zu beziehen waren, ist vorbei. Inzwischen gibt es im Handel wieder eine große Vielfalt an Schoko-Bischöfen.

Autor/in:
Carola Renzikowski
Endlich wieder da: Der echte Schoko-Nikolaus (KNA)

Der heilige Mann macht jede Menge Arbeit. Aber er soll ja auch toll aussehen - und echt. Ein süßer Duft durchzieht die Werkstatt, während drei Mitarbeiterinnen ihre Pinsel in randvolle Tassen mit dunkler, roter und weißer Schokolade tauchen und die filigranen Konturen der Hohlformen ausmalen: dunkel die Schuhe und den Bischofsstab, rot das Kreuz auf der Mitra, weiß den Bart. Dann geht es zum Schokoladen-Einfüllen, Rückendeckel drauf, ab in die Schleuder mit Kühlung. Die fertigen Figuren werden kontrolliert, gewogen und in Zellophan verpackt.

Zwei Tische weiter wickeln Frauen gerade pausbäckige Weihnachtsmänner in buntes Stanniolpapier - «die sind zurzeit der Renner», sagt Christine Seybold. Ihr gefallen beide Modelle, doch was den Nikolaus betrifft, meint sie: «Ich finde es einfach schön, alte Bräuche wieder aufleben zu lassen.» Mit ihrem Mann führt sie in dritter Generation den Familienbetrieb Fesey-Schokoladenfiguren im Münchner Vorort Riemerling. Bis vor fünf Jahren hatten dort nur Weihnachtsmänner das Privileg, handbemalt zu werden. Auch Weihnachtswichtel und sogar eine Nikoletta waren dabei - im knappen Rock und mit hohen Stiefeln.

Dann feierte Sankt Nikolaus sein Comeback. «Es gab Anfragen von mehreren Kunden, darunter auch Handelsketten, ob wir nicht den Nikolaus mit Mitra und Bischofstab in unser Angebot nehmen könnten», erzählt Hugo Seybold. Also holte er die alten Formen «aus Großmutters Zeiten» hervor. Als gläubiger Mensch freut er sich über das schöne Produkt - aber vor allem darüber, dass immer mehr Kindergärten und Pfarreien den «echten Nikolaus» nach dem Vorbild des heiligen Bischofs aus Myra entdecken und die Kinder ihn mögen.

Direkt an den Kragen geht es dem Zipfelmützenträger mit der 2002 gestarteten Aktion «Weihnachtsmannfreie Zone» des katholischen Bonifatiuswerks. Mit Hilfe einfacher Bastelbögen werden Weihnachtsmänner neu «eingekleidet» und als Nikoläuse auf Weihnachtsmärkten verkauft, für Schoko-Bischöfe werden Sammelbestellungen aufgegeben, zudem gibt es Infomaterial über den heiligen Nikolaus. Prominente wie der Berliner ZDF-Mann und evangelische Pastor Peter Hahne unterstützen die Aktion.

Auch die Hersteller der Schokoladenformen haben sich auf den neuen Trend eingerichtet. In der Produktionshalle der Hans Brunner Schokoladenformen GmbH im oberbayerischen Glonn wird gegossen, gefeilt und verpackt. Seit 59 Jahren beliefert die Firma Konditoreien und Schokoladenhersteller, kreiert neue Figuren und ist laut Geschäftsführer Rudolf Schwaiger weltweiter Marktführer. Von der «Welle», die der neue, alte Nikolaus bei vielen Konditoren ausgelöst hat, war Schwaiger doch überrascht - und hat schnell reagiert.

In seinem Schokoladen-Büro stehen die Nikoläuse und ihre moderne Konkurrenz dicht an dicht in den Regalen. Die Nikoläuse von früher machen dabei keine gute Figur. Sie sehen so grimmig aus, als wollten sie gleich anfangen, den Kleinen die Leviten zu lesen. Vom gutherzigen und kinderliebenden Bischof, den die Legende feiert, keine Spur. «Heute haben wir lauter Modelle mit Kindern - und die Nikoläuse gucken freundlich», erklärt Schwaiger seine auch religionspädagogisch korrekte Philosophie. «Wer so einen Schoko-Nikolaus bekommt, soll doch schmunzeln und nicht Angst haben.»